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Wissen: Joschka Fischer gratuliert der FU

Ist Joschka Fischer ein Symptom für das deutsche Problem des Braindrain? „Warum sind Sie nach Princeton gegangen und nicht an die Freie Universität?

Ist Joschka Fischer ein Symptom für das deutsche Problem des Braindrain? „Warum sind Sie nach Princeton gegangen und nicht an die Freie Universität?“, wollte ein Nachwuchswissenschaftler vom ehemaligen Außenminister wissen, als dieser am Montagabend die Graduiertenschule für Nordamerikastudien der FU eröffnete. „Ich hatte kein Angebot aus Deutschland“, antwortete Fischer, der sich nach seinem Festvortrag im vollbesetzten Audimax der Uni den Fragen der Doktoranden stellte. Zudem habe er „nach den ganzen Schlagzeilen Distanz zur deutschen Öffentlichkeit“ gesucht. Er betrachte aber „wohlgefällig den Aufstieg der FU zum ersten Harvard-Konkurrenten weltweit“, versicherte Fischer ironisch. Die Frage, ob er also an die FU komme, sobald er abkömmlich sei, ließ Fischer lieber unbeantwortet, gratulierte der Freien Universität aber zu ihrem „neuen Status als Exzellenzuniversität“. „Sie betreten jetzt Neuland – hoffentlich mit glanzvollem Ergebnis.“

Während seiner Zeit als Gastprofessor in Princeton habe ihn „schockiert, wie wenig Europa dort vorkommt“, berichtete Fischer. In einem „Hauptseminar an einer US-Uni oder einem Think-Tank in Washington“ spiele Europa „gar keine Rolle mehr“. Die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA seien „zahlreichen Belastungsfaktoren“ ausgesetzt, sagte Fischer. Die „transatlantische Drift“ habe sich seit dem 11. September 2001 „stark vergrößert“.

Ursula Lehmkuhl, Historikerin am John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien und Vizepräsidentin der Freien Universität, hatte zu Beginn der Veranstaltung gesagt, die FU sei „nicht mehr die Universität, die sie einmal war“ und stehe nun „als Marke für exzellente Forschung“. Die von Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner angekündigten jährlichen 15 Millionen für die Superuni seien dort aber nicht gut angelegt. Berlin werde mit diesem Betrag ohnehin „nicht das Budget von Harvard“ erreichen. Das Geld sei, so Lehmkuhl, „vielleicht in der Lehre besser aufgehoben“.

Tina Rohowski

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