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Karrieren: Gegen Männerbünde

Der Wissenschaftsrat fordert mehr Transparenz und Chancengleichheit bei der Personalrekrutierung.

Frauen werden in ihrer wissenschaftlichen Karriere massiv von Vorurteilen gegen ihr Geschlecht behindert: „Es herrscht ein erheblicher gender bias“, sagte Peter Strohschneider, der Vorsitzende des Wissenschaftsrats, am Montag in Berlin. Die Behauptung, es gebe nicht genügend qualifizierte Frauen, sei „unzutreffend“. Es sei deutlich zu erkennen, dass Frauen bei Stellenbesetzungen deutlich erfolgreicher seien, wenn die Verfahren transparent und formalisiert seien, weil dann die „old boys networks“ nicht zum Zuge kämen. Zur Zeit sind nur knapp 15 Prozent der Professuren in Deutschland mit Frauen besetzt.

Der Wissenschaftsrat hat deshalb jetzt „Empfehlungen zur Chancengleichheit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern“ verabschiedet. Er fordert, „die an einigen Stellen bereits mit großem Erfolg eingesetzten Instrumente wie Anreizsysteme und Zielvereinbarungen zügig und konsequent zu nutzen“. Bei jeder Personalentscheidung müsse die Frage nach geeigneten Bewerberinnen gestellt werden. Um das Management einer Einrichtung entsprechend zu sensibilisieren und zu professionalisieren, sollten Hochschulen und Institute Führungsseminare anbieten. Berufungsverfahren müssten transparent und an verbindlichen Leistungskriterien orientiert gestaltet werden. Nach Wissenschaftlerinnen für Führungspositionen solle aktiv gesucht werden („head hunting“). Die Unileitungen sollten die Rekrutierungsverfahren stärker überwachen. Hilfreich seien auch strukturierte Doktorandenprogramme. Mentoring-Programme für Frauen sollten dauerhaft etabliert und vom Staat gefördert werden. Sollten in absehbarer Zeit – Strohschneider sprach von fünf Jahren – „keine deutlichen Verbesserungen erzielt werden“, werde das Gremium „finanzwirksame Durchsetzungs- und Sanktionsmechanismen“ empfehlen.

Der Wissenschaftsrat legte auch eine Stellungnahme zum vom Land Baden-Württemberg und dem Bund finanzierten Deutschen Literaturarchiv Marbach (DLA) vor. Das Institut glänze mit einer „hervorragenden Forschung“. Das in der Trägerschaft der Schillergesellschaft geführte sowie von Land und Bund finanzierte Deutsche Literaturarchiv solle sich aber beim Erwerb neuer Bestände „an eindeutigen und transparenten Kriterien“ orientieren. Vor allem aber dürfe es sich nicht länger durch eine veraltete Organisationsstruktur selbst behindern. Der Direktor des Literaturarchivs solle „künftig sämtliche für die Führung des DLA erforderlichen Entscheidungsbefugnisse“ erhalten, die Abteilungsstrukturen sollten ebenfalls erneuert werden.

Die Stellungnahmen im Internet: www.wissenschaftsrat.de

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