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Zwischen Geburtsgewicht und Linkshändigkeit besteht offenbar ein Zusammenhang.

© Tobias Kleinschmidt/dpa

Kindesentwicklung: Linkshänder sind bei Geburt leichter

Forscher belegen einen Zusammenhang zwischen Geburtsgewicht und Händigkeit. Auch Entwicklungsverzögerungen haben sie untersucht.

Schon in der zehnten Schwangerschaftswoche bewegen Embryos ihre Ärmchen. Und etwa zur gleichen Zeit entscheidet sich offenbar, ob ein Mensch später einmal Links- oder Rechtshänder wird. Wissenschaftler schätzen, dass etwa fünf bis 25 Prozent der Menschen weltweit die linke Hand bevorzugt nutzen, Männer etwas häufiger als Frauen. Wie und warum es dazu kommt, darüber wissen Forscher bislang nur wenig. Vererbung scheint eine Rolle zu spielen. So haben linkshändige Kinder oft linkshändige Eltern. Aber es besteht auch ein Zusammenhang zwischen dem Gewicht eines Kindes bei der Geburt und seiner Händigkeit im späteren Leben: Leichte Babys sind auffallend häufiger Linkshänder. Das zeigt die Studie eines Forscherteams um den Finnen Kauko Heikkilä von der Universität Helsinki, in der mehr als 2000 Drillinge aus Japan und den Niederlanden untersucht wurden .

Linkshänder waren mehr als 100 Gramm leichter

Dass Kinder mit geringem Geburtsgewicht im Vergleich häufiger linkshändig sind, haben schon ältere Studien nahegelegt. Heikkilä überprüfte den Effekt nun bei Mehrlingsgeburten, weil auch bei Zwillingen und Drillingen öfter Linkshändigkeit vorkommt als nach Einzelschwangerschaften. Bei den von Heikkilä untersuchten Drillingen waren Linkshänder zur Geburt durchschnittlich mehr als 100 Gramm leichter als Rechtshänder. So wogen japanische Linkshänder im Mittel 1.599 Gramm, Rechtshänder 1.727 Gramm. Niederländische Linkshänder brachten 1.794 Gramm auf die Waage, Rechtshänder 1.903 Gramm.

Die Wissenschaftler überprüften auch, ob die Bewegungsentwicklung von Linkshändern verzögert ist im Vergleich zu Rechtshändern. Tatsächlich erreichten die japanischen Linkshänder wichtige Meilensteine der Entwicklung wie Krabbeln, Sitzen und Stehen signifikant später als ihre rechtshändigen Zwillinge, schreiben die Forscher im Fachblatt "PNAS".

"Linkshändigkeit ist keine Krankheit"

Sorgen müssen sich Eltern, deren Kinder zur Geburt leichter als der Durchschnitt waren und Linkshänder sind, aber nicht, betonen die Autoren der Studie. Zwar sei bekannt, dass ein niedriges Geburtsgewicht Auswirkungen auf die Gehirnentwicklung habe, etwa die Anzahl der Verbindungsbahnen von der linken zur rechten Hirnhälfte. Über diesen Mechanismus könnte auch die Herausbildung der Händigkeit beeinflusst werden. Wie genau diese Aspekte jedoch zusammenspielen, ist bisher weitgehend unklar. "Die Studie bestätigt, dass ein niedriges Geburtsgewicht mit Linkshändigkeit assoziiert ist,", sagt Stefan Gutwinski, Neurowissenschaftler an der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhaus in Berlin. "Das sollte man aber nicht vorschnell mit Entwicklungsstörungen in Verbindung bringen: Linkshändigkeit ist keine Krankheit."

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