zum Hauptinhalt

Wissen: Königin Luises Tapeten

Der Salon der Akademie fragt, was Stifter antreibt

Putzhilfen, Wäscheservice, ein verlässlicher Babysitter: „Hier kann man mit Geld wirklich etwas bewirken“, sagt die Biologin Christiane Nüsslein-Volhard. Sie tut es mit ihrer 2004 gegründeten Stiftung, deren Ziel es ist, Nachwuchswissenschaftlerinnen mit Kind(ern) die für eine wissenschaftliche Karriere erforderliche Freiheit zu verschaffen. Am Samstagabend plauderte die Nobelpreisträgerin mit dem HU-Philosophen Volker Gerhardt in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) beim „Salon Sophie Charlotte“ ganz entspannt auf dem roten Sofa.

„Gegenliebe“ war das Motto des vielseitigen Abends, an dem mit Gesprächen und Darbietungen der Frage nachgegangen wurde, warum Menschen ihr Geld, aber auch ihre Zeit und vielleicht sogar ihr Herzblut investieren, um Wissenschaften und Künste zu fördern. Nüsslein-Volhard ist bisher das einzige Mitglied der Akademie, das eine Stiftung gegründet hat. Auch die Max-Planck-Gesellschaft und die Firma L'Oréal engagieren sich für die Stiftung. Für Nüsslein-Volhard gab eine „wahnsinnig begabte“ Doktorandin den Anstoß, die aussteigen wollte, nachdem sie ein Kind bekommen hatte. Die monatliche Finanzspritze der Stiftung hilft, eine Haushaltshilfe zu finanzieren.

Stifterinnen haben das Privileg, auszuwählen, wen und was sie fördern möchten. Ruth Cornelsen kannte das schon von ihrem verstorbenen Mann, dem Schulbuchverleger Franz Cornelsen, der eine Unternehmensstiftung gegründet hatte. Im Jahr 1996 hat sie selbst eine private Kulturstiftung gegründet, die jährlich etwa 750000 Euro in Projekte der Denkmalpflege in Berlin und Brandenburg steckt. Monika Grütters, Bundestagsabgeordnete und Vorstand der Stiftung Brandenburger Tor, wollte wissen, was Frau Cornelsen in den letzten Jahren ein Herzensanliegen war? „Die wunderschönen Tapeten der Königin Luise in Schloss Paretz, die wir in fünf Räumen im Original wieder anbringen konnten, die ersten Papiertapeten aus Berliner Manufakturen!“ Ihrem Satz, letztlich bekomme man mehr, als man gebe, schlossen sich zahlreiche andere Stifter an. Unter ihnen Philipp Reemtsma, der mit einer seiner Stiftung das Wieland-Schlösschen in Ossmannstedt nahe Weimar wieder zugänglich machte.

Edzard Reuter, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Daimler AG, stiftet seit 1996. Mit der „Helga und Edzard Reuter Stiftung“ würdigen er und seine Frau in jedem Jahr zwei Preise Leistungen auf dem Gebiet der Integrationsförderung: „Ich wollte nach einem erfolgreichen Leben etwas an die Gesellschaft zurückgeben“, begründete er das schlicht. „Über die Integration von Menschen verschiedener Herkunft in unsere Gesellschaft kann man viel reden. Es kommt aber darauf an, sie zu fördern“, hatte zuvor der Schriftsteller Adolf Muschg mit bewusstem Blick auf die aktuelle Debatte gesagt. Was er als Moderator mit leiser Ironie vorbrachte, ließ sich auch als Stiftungs-Anregung für Buchmillionär Thilo Sarrazin interpretieren. Adelheid Müller-Lissner

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false