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Handzeichen. Die Gefühlslage zeigt sich unwillkürlich an der Gestik. Foto: dpa

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Körpersprache: Auch die Hand kann etwas sagen

Von wegen „Read my lips“. Man sollte eher auf die Hände von Spitzenpolitikern schauen, um zu erfahren, was sie wirklich denken. Bei negativen Themen kommen mehr Gesten.

Zu dieser Ansicht gelangten Forscher bei der Analyse von Wahlkampfauftritten amerikanischer Präsidentschaftsbewerber. „Die Hand, die Redner jeweils zum Gestikulieren verwenden, kann ein Hinweis darauf sein, was sie fühlen bei dem, was sie sagen“, sagt Daniel Casasanto vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in der niederländischen Stadt Nijmegen.

Das habe sich bei der sprachpsychologischen Analyse der letzten großen Reden von George Bush und John Kerry sowie Barack Obama und John McCain in den US-Wahlkämpfen 2004 und 2008 bestätigt. Sowohl die beiden Rechtshänder Bush und Kerry als auch die Linkshänder Obama und McCain hätten aus ihrer Sicht positive Inhalte überwiegend durch Gesten mit ihrer jeweils dominanten Hand betont. Generell sei zu beobachten, dass Menschen „gute“ Redeinhalte weniger durch Handbewegungen begleiten als „schlechte“, berichten die Wissenschaftler im Fachjournal „Plos One“.

Besonders ausgeprägt sei das Gestikulieren auch bei den vier Präsidentschaftsbewerbern gewesen, wenn es um für sie mutmaßlich negative Inhalte ging. Am häufigsten – nämlich im Verhältnis von 12:1 – habe der Republikaner McCain die nichtdominante, in seinem Fall also rechte Hand eingesetzt. Den geringsten Unterschied habe es bei Obama gegeben, der seine „böse“ Rechte nur zweimal mehr einsetzte als die „gute“ Linke. Da sind Rückschlüsse natürlich schwieriger.

Dennoch finden Casasanto und seine Ko-Autorin Kyle Jasmin: „Die Beobachtung der Hände von Politikern kann helfen, ihre Gedanken zu erkennen.“ Schwierig dürfte so ein Test freilich bei Politikern sein, die oft mit beiden Händen gleichzeitig gestikulieren, wie man das bei Bundeskanzlerin Angela Merkel beobachten kann.

Die Lippen als Wahrheitsindiz hatte übrigens schon George Bush senior in Misskredit gebracht: „Read my lips: no new taxes“ hatte er 1988 im Wahlkampf versprochen (etwa: „Nehmt mich beim Wort: Keine neuen Steuern“). Zwei Jahre später brach er das Versprechen. Was er gerade mit den Händen gemacht hatte, als er es abgab, ist nicht überliefert. dpa

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