zum Hauptinhalt

Kolumne: Aha: Warum friert man bei Fieber?

Fische, Amphibien und Reptilien können ihre Körpertemperatur kaum regulieren. Als wechselwarme Tiere sind sie von der Temperatur ihrer Umgebung abhängig.

Fische, Amphibien und Reptilien können ihre Körpertemperatur kaum regulieren. Als wechselwarme Tiere sind sie von der Temperatur ihrer Umgebung abhängig. Wenn’s friert, bleiben sie inaktiv. Viele von ihnen fallen im Winter in eine lange Kältestarre.

Überraschenderweise stellten Forscher in den 70er Jahren aber fest, dass Goldfisch & Co auf Infektionen mit Fieber reagieren: Die Versuchstiere suchten schlicht eine wärmere Umgebung auf. So begegnete der grüne Baumfrosch Aeromonas hydrophila einer Bakterieninjektion mit einem Temperaturanstieg um zwei Grad, der Wüstenleguan Dipsosaurus dorsalis verbesserte seine Überlebenschancen durch ein ausgiebiges Sonnenbad erheblich. Den Bakterien nämlich bekommt eine höhere Temperatur nicht. Sie können weniger Eisen binden und wachsen schlechter, ihre Zellwände werden nicht so gut ausbildet.

Auch unser Organismus antwortet auf Infektionen mit Fieber. Es sollte nicht vorschnell unterdrückt werden. Denn die leicht erhöhte Körpertemperatur kurbelt das Immunsystem an und verbessert die körpereigene Abwehr. Weiße Blutkörperchen zum Beispiel, die die Krankheitserreger bekämpfen, werden mobiler.

Wir bekommen Fieber, obwohl unser Körper versucht, die Kerntemperatur immer bei ungefähr 37 Grad Celsius zu halten. „Dieser Sollwert ist in unserem Temperaturregelzentrum im Hypothalamus gespeichert“, sagt Joachim Roth vom Institut für Veterinär-Physiologie der Universität Gießen. Die Einstellung ist nicht ganz konstant: Am frühen Abend liegt sie etwas höher, im Tiefschlaf niedriger. „Bei Fieber verschiebt sich der Sollwert deutlich nach oben.“ Ins Blut freigesetzte Botenstoffe bewirken diese Neuregelung im Gehirn.

Von da an setzt der Körper alles daran, den höheren Sollwert zu erreichen. Um Wärmeverluste zu minimieren, verengen sich die Blutgefäße an den Extremitäten, die Muskeln beginnen zu zittern, um aktiv Wärme zu erzeugen. Trotzdem ist uns kalt. „Solange der Istwert noch unter dem Sollwert liegt, frieren wir“, sagt der Biologe und Fieberforscher. „Das ist ganz ähnlich wie bei einer normalen Unterkühlung.“ Und wie Baumfrosch und Wüstenleguan suchen wir nun am liebsten ein warmes Plätzchen auf und verkriechen uns ins Bett.

Fieber ist offenbar eine sinnvolle Reaktion des Körpers auf eine Erkrankung. Trotzdem können fiebersenkende Mittel angebracht sein. Vor allem bei Patienten mit Herzbeschwerden oder in frühen Phasen der Schwangerschaft, aber auch, wenn die Temperatur einmal zu stark steigen sollte. Denn dann kann der Kreislauf zu stark strapaziert werden. Thomas de Padova

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false