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Krebs: Mutation bei Krebserkrankung des Nervensystems entdeckt

Ergebnisse lassen auf neue Therapien bei Krebs im Kindesalter schließen

Wissenschaftler haben genetische Mutationen identifiziert, die einer Krebserkrankung des Nervensystems im Kindesalter, dem so genannten Neuroblastom, zugrunde liegen. Die Mutationen sind die treibende Kraft hinter der erblichen Form der Erkrankung und sind ebenfalls stark mit der nichterblichen Form, die häufig tödlich verläuft, assoziiert.

Die Mutationen befinden sich in einem Gen mit der Bezeichnung anaplastische Lymphomkinase (ALK), das bereits mit einem erhöhten Risiko für andere Krebsarten in Verbindung gebracht wurde, darunter eine Form von Lungenkrebs. Etliche Unternehmen entwickeln Medikamente, die das ALK-Protein inhibieren, als potenzielle Behandlungsoption dieser Krebsarten. Die neuen Ergebnisse legen nahe, dass ein solcher Inhibitor ebenfalls in der Behandlung von Neuroblastomen zum Einsatz kommen könnte, sagt Yael Mossé, Autorin der Studie, vom Children’s Hospital of Philadelphia und der University of Pennsylvania School of Medicine. v Neuroblastome zählen zu den häufigsten Krebserkrankungen im Kindeslater, 15% der Sterbefälle bei Krebs im Kindesalter sind durch Neuroblastome verursacht. Die Erkrankung ist rätselhaft, nicht nur hinsichtlich ihres Ursprungs, sondern auch ihren Progress betreffend: Einige Kinder genesen spontan, während andere eine hochinvasive Form der Erkrankung entwickeln, die nicht auf die Therapie anspricht. Bei Kindern der letzten Kategorie ist der Krebs oft tödlich.

Suche nach der Mutation

In etwa 1% der Fälle ist das Neuroblastom ererbt; die übrigen Fälle treten spontan auf. Mossé und ihre Kollegen spürten das Gen auf, indem sie zunächst Familien mit der Erkrankung in der Anamnese untersuchten. Sie scannten das Genom von neun Familien, in denen durchschnittlich vier Familienmitglieder an einem Neuroblastom erkrankt waren, und fanden eine Region auf Chromosom 2, die mit dem Krebs assoziiert ist.

In dieser Region gibt es 104 Gene, zwei ragten jedoch heraus, da ihre Verbindung zu Krebserkrankungen zuvor bereits aufgezeigt werden konnte: ALK und ein weiteres Gen mit der Bezeichnung MYCN. Die Forscher sequenzierten beide Gene und fanden Mutationen in ALK. Die Ergebnisse wurden diese Woche bei einem Meeting der American Association for Cancer Research in San Diego, Kalifornien, präsentiert.

Anschließend richteten die Wissenschaftler ihre Aufmerksamkeit auf die nichterbliche Form der Erkrankung. Sie suchten nach Abweichungen in der Anzahl der Kopien von ALK in 491 Neuroblastom-Gewebeproben und entdeckten in 112 der Proben zusätzliche ALK-Kopien. Darüber hinaus waren zusätzliche ALK-Kopien mit der invasiven Hochrisikoform der Erkrankung assoziiert.

Diese Entdeckung ist besonders wichtig, sagt Susan Cohn von der University of Chicago, eine Kinderonkologin, die Neuroblastome untersucht. „Gerade diese Patientengruppe braucht verzweifelt eine effektivere Therapie“, fügt sie hinzu.

Cohn meint, dass das ALK-Protein wichtig in der Behandlung von Neuroblastomen sein könnte, merkt jedoch an, dass weitere Untersuchungen zu der Frage, was das Protein tatsächlich tut, notwendig sind. Darüber hinaus könnten die Ergebnisse zu einem Gentest für die Erkrankung führen.

„Wir könnten dadurch in der Lage sein, Patienten mit ALK-Mutationen zu identifizieren und ihnen bestimmte Therapieregime zuteil werden lassen“, sagt sie. „Es hat große Auswirkungen auf Screening und genetische Beratung.“

Dieser Artikel wurde erstmals am 17.4.2008 bei news@nature.com veröffentlicht. doi: 10.1038/news.2008.761. Übersetzung: Sonja Hinte. © 2007, Macmillan Publishers Ltd

Heidi Ledford

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