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Grüner Rest. Der Mabira-Regenwald in Uganda.

© AFP

Kulturanthropologie: Früher Raubbau am Regenwald

Frühgeschichte einer Umweltkatastrophe: Schon vor 3000 Jahren holzten Ackerbauern den afrikanischen Regenwald im großen Stil ab.

Das Abholzen des Regenwalds ist kein Phänomen der Neuzeit. Bereits vor 3000 Jahren schlugen afrikanische Ackerbauern auf großen Flächen des tropischen Regenwalds Bäume ab, berichten Germain Bayon und seine Kollegen vom französischen Meeresforschungsinstitut Ifremer in Plouzané im Fachjournal „Science“ (Onlineausgabe). Ausgangspunkt waren Samenanalysen in Ablagerungen am Grund einiger Gewässer Zentralafrikas: In den älteren Schichten sind es fast ausschließlich Samen von Gewächsen, die für einen Urwald typisch sind. Die jüngeren, vor 3000 bis 2200 Jahren entstandenen Schichten dagegen enthalten Samen von Pflanzen, die normalerweise in den Savannen wachsen.

Hinter diesem Verschwinden des Regenwaldes in vielen Regionen Zentralafrikas vermuteten viele Forscher bisher einen Klimawechsel. Demnach sollten deutlich weniger Niederschläge als vorher gefallen sein, die zwar noch für eine Savannenlandschaft, aber nicht mehr für einen Urwald reichten. Germain Bayon überprüfte diese These mithilfe einer Bohrung, die er in 914 Metern Wassertiefe in den Grund des Atlantiks unmittelbar vor der Mündung des Kongo-Flusses trieb. Diese Probe enthielt Schlamm und andere Schwebstoffe, die der Strom im Laufe der letzten 40.000 Jahre mit sich getragen und dort abgelagert hatte.

Die Wissenschaftler interessierten sich vor allem für das in den Sedimenten enthaltene Element Kalium, das Hinweise auf die Verwitterung im Einzugsgebiet des Stroms gibt: Wächst dichter Regenwald, verwittert der Boden langsam, und große Mengen des sehr beweglichen Kaliums bleiben im Boden. Offene Savannenböden dagegen verwittern sehr schnell, und ein großer Teil des enthaltenen Kaliums wird ausgewaschen. Steckt also in einer Bodenprobe, die von der Mündung des Kongo-Flusses gewonnen wurde, viel Kalium, war die Verwitterung in dieser Zeit wohl relativ gering, und dichter Regenwald sollte das Land am Kongo und seinen Nebenflüssen bedeckt haben.

Die ursprünglichen Wälder sind bis heute nicht wieder nachgewachsen

Die so ermittelten Verwitterungsdaten der letzten 40.000 Jahre verglichen die Forscher dann mit bereits früher erhobenen Klimadaten aus derselben Zeit. Regnet es mehr, sollte in der Region mehr Urwald wachsen, die Verwitterung abnehmen und der Kaliumgehalt in der Sedimentprobe zunehmen. Genau diesen Zusammenhang fanden Bayon und Kollegen dann auch für den gesamten Zeitraum bis vor 4000 Jahren. Vor 2500 Jahren allerdings registrierten sie die stärkste Verwitterung, wie sie für eine Savanne typisch wäre, obwohl sich die Niederschläge kaum verändert hatten.

Genau aus der Zeit vor 2000 bis 3000 Jahren stammen Funde von Keramiken sowie von Resten von Nutzpflanzen, die Archäologen in Zentralafrika geborgen haben. Damit wurde ein Zusammenhang offensichtlich. Etwas früher, vor rund 4000 Jahren lebte die Volksgruppe der Bantu ungefähr in der heutigen Grenzregion zwischen Nigeria und Kamerun. Von dort machten sie sich auf den Weg nach Osten und Süden, bald siedelten die Bantu in vielen Regionen Zentralafrikas.

Vorher hatten in diesen Gegenden die Pygmäen als Jäger und Sammler im Regenwald gelebt. Die neu angekommenen Bantu jedoch fällten die Bäume, um ihre Yamsfelder anzulegen oder um mit Holzkohle Eisenerz zu verarbeiten: für Waffen und Werkzeuge, wie zum Beispiel Äxte.

Der Regenwald verschwand also nicht aufgrund eines Klimawandels, sondern wurde von einfachen Ackerbauern abgeholzt. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, sind die ursprünglichen Wälder in diesen Regionen bis heute nicht wieder nachgewachsen.

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