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Experiment Fusion. Teile des MDC und der Charité werden zum Berliner Institut für Gesunheitsforschung (BIG) verschmolzen.

© dpa/picture-alliance

Max-Delbrück-Centrum: Am MDC grummelt's gegen Martin Lohse

Am MCD nimmt man dem Würzburger Mediziner seinen Umgang mit der Humboldt-Uni übel. Trotzdem hat er gute Chancen, Vorstandsvorsitzender zu werden

Der Würzburger Mediziner Martin Lohse, der sich um den Vorstandsvorsitz am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) bewirbt, ist unter den Wissenschaftlern der Einrichtung in Berlin-Buch umstritten. Man sehe seinen Umgang mit der Humboldt-Universität (HUI) kritisch, berichten Insider aus dem MDC. Lohse habe „überzogen und sich in Berlin unglaubwürdig gemacht“, sagt ein Kenner. Dem 59-jährigen Lohse, dem Ambitionen auf verschiedene Leitungspositionen bundesweit nachgesagt werden, werde am MDC zugetraut, auch hier die Verhandlungen nur für noch bessere Angebote andernorts benutzen zu wollen. Wie berichtet hatte Lohse seine Bewerbung für das Amt des HU-Präsidenten vor zwei Wochen überraschend zurückgezogen und damit die HU düpiert.

Der Sagen hat der Bund

Dass Lohse am MDC wegen der Gegenwehr von Wissenschaftlern nicht zum Vorstandsvorsitzenden bestimmt wird, hält man an der Einrichtung aber für unwahrscheinlich. Der Bund, der das MDC zu 90 Prozent finanziert, habe das Sagen und wolle die Vakanz zügig beenden. Lohse ist dem Vernehmen nach der einzige Kandidat der Findungskommission. MDC-Sprecher Josef Zens wollte sich zu dem Verfahren nicht äußern. Am 10. Dezember tagt der Aufsichtsrat des MDC. In dieser Sitzung könnte eine Entscheidung fallen. Dem Aufsichtsrat gehören acht Mitglieder an, darunter zwei Vertreter des Bundesbildungsministeriums, ein Vertreter des Berliner Senats für Wirtschaft, Technik und Forschung und die beiden Berliner Unipräsidenten Peter-André Alt (FU) und Jan-Hendrik Olbertz (HU).

Zwei aussichtsreiche Bewerber sprachen ab

Die Neubesetzung der MDC-Spitze war mit dem Wechsel von Walter Rosenthal an die Universität Jena im September 2014 nötig geworden. Vor Lohses Kandidatur waren zwei aussichtsreiche Bewerber um den MDC-Vorstand abgesprungen. Zunächst der österreichische Genetiker Josef Penninger, der in Bleibeverhandlungen seine Position als Direktor des Wiener Instituts für Molekulare Biotechnologie deutlich verbessern konnte. Auch die Biochemikerin und Leibniz-Preisträgerin Stefanie Dimmeler von der Universität Frankfurt am Main war im Gespräch, zog sich dann aber zurück. Geleitet wird das auf medizinische Grundlagenforschung spezialisierte MDC zur Zeit kommissarisch durch den Zellbiologen Thomas Sommer.

Entscheidungen könnten hinausgezögert werden

Das MDC soll gemeinsam mit der Uniklinik Charité und dem Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIH) Vorreiter bei der Entwicklung neuer medizinischer Heilverfahren sein. Dabei geht es vor allem darum, Erkenntnisse der Grundlagenforschung rascher in medizinischen Fortschritt für Patient und Bevölkerung umzusetzen und Berlin internationale Ausstrahlung als Medizinstandort zu geben. Auch wegen dieser ehrgeizigen Pläne gilt die rasche Besetzung des MDC-Chefpostens als vordringlich. Bereits 2017 soll das 2013 gegründete BIH begutachtet werden. Bis dahin müssen tiefgreifende Strukturplanungen an den drei Einrichtungen umgesetzt sein. Am BIH hat vor Kurzem der neue Vorstandsvorsitzende Erwin Böttinger die Arbeit aufgenommen. Am Dienstag gab das BIH bekannt, dass – wie erwartet – der Biologe Rolf Zettl zum administrativen Vorstand bestimmt wurde. Bleibt der Chefposten am MDC vakant, könnten strategische Entscheidungen hinausgezögert werden.

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