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Untersucht. Der EU-Plan erschwert die Medizinerausbildung, sagen Kritiker.

© dpa

Medizinstudium: EU will Ausbildung für Ärzte verkürzen

Die Mindestdauer für ein Medizinstudium in Europa soll nach dem Willen der EU um ein Jahr verkürzt werden. Kritiker in Deutschland fürchten um die Qualität des Studiums.

Statt wie bisher sechs Jahre soll es mindestens nur noch fünf Jahre dauern, die Mindeststundenzahl (5500 Stunden Unterricht) soll allerdings beibehalten werden. Das sieht die Neufassung der entsprechenden EU-Richtlinie vor, die die EU-Kommission jetzt ins Europäische Parlament eingebracht hat. Treibende Kräfte hinter dem Vorhaben sind Irland und Großbritannien. Irland würde die Mindestdauer sogar gerne auf vier Jahre verkürzen.

In Deutschland dauert ein Medizinstudium bisher in der Regel 13 Semester, also sogar sechseinhalb Jahre. Der Medizinische Fakultätentag befürchtet nun, ein fünfjähriges Studium könnte sich künftig als Regelstudienzeit europaweit durchsetzen, „um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden“, wie es in einer Mitteilung heißt.

Eine Verkürzung bei gleicher Stundenzahl würde aber das Studium erschweren und zu mehr Studienabbrüchen führen, warnt Heyo Kroemer, Präsident des Fakultätentages. Insgesamt würde die Qualität der Medizinerausbildung leiden. Weil die Stundenpläne noch voller würden, könnten Studierende nicht mehr nebenbei arbeiten, was auch die soziale Zusammensetzung der Medizinerschaft langfristig verändere. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften hat daher einen Änderungsantrag ins EU-Parlament eingebracht, der wie bisher eine Mindestdauer von sechs Jahren vorsieht. Die Parlamentarier sollen Anfang des Jahres abstimmen.

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