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Gesundheitsminister Jens Spahn (rechts) und RKI-Chef Lothar Wieler.

© Michael Kappeler/dpa

Mehr Impftempo, Inzidenz unter 50: So sieht Spahns Plan für die nächsten Wochen aus

Die Impfstoff-Beschaffung ist schwierig, der Gesundheitsminister will nachjustieren. Sorgen machen die Varianten, Hoffnung die nächsten Vakzin-Lieferungen.

In die schleppende Impfkampagne gegen das Coronavirus in Deutschland soll nach dem Willen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mehr Tempo kommen. Erreichen will Spahn dies unter anderem mit überarbeiteten Vorgaben, die am Montag in Kraft treten sollen. „Wir ändern die Impfverordnung“, sagte Spahn am Freitag in Berlin.

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Spahn rief die Bundesländer in einem Brief dazu auf, das Vakzin von Astrazeneca, das in Deutschland nur für 18- bis 64-Jährige empfohlen wird, ohne Rückstellungen für die Zweitdosis an die priorisierten Gruppen zu verabreichen. „Auf diesem Weg können nach der Zulassung von Astrazeneca in den ersten drei Februarwochen mehr als 1,7 Millionen Bürgerinnen und Bürger ihre Erstimpfung erhalten“, sagte Spahn.

Neue Studiendaten zeigen, dass der von der Universität Oxford und dem schwedisch-britischen Pharmakonzern entwickelte Impfstoff auch bei älteren Menschen wirkt. Dies bestätigten die britischen Gesundheitsbehörden der Nachrichtenagentur Reuters zufolge am Freitag.

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Bei der wöchentlichen Pressekonferenz zur Pandemie-Lage in Berlin gestand Spahn am Freitag, dass die Impfstoff-Beschaffung weiter „schwierig“ sei. Es seien in Deutschland inzwischen rund drei Millionen Impfdosen verabreicht worden. Es werden jeden Tag mehr, das mache in der Pandemie „einen echten Unterschied“, sagt Spahn. Er betonte aber auch: „Es bleiben harte Wochen der Knappheit bei den Impfstoff-Lieferungen.“

Spahn: Zahlen müssen runter – „auch deutlich unter 50“

Mehr als 800.000 Bürger hätten schon die zweite Impfdosis erhalten. Fast 80 Prozent der Bewohner von Pflegeheimen hätten bereits eine erste Impfung bekommen. Rund um das Ende des ersten Quartals herum sollen seinen Worten zufolge die Menschen aus der ersten Impfgruppe, die Über-80-Jährigen und die Menschen in den Pflegeheimen, geimpft sein.

Spahn zeigte sich erfreut, dass die Zahl der aktiven Infektionsfälle erstmals seit dem 4. November wieder unter 200.000 liege und die Sieben-Tage-Inzidenz unter 80 gesunken sei. Die Zahlen müssten aber noch weiter runter, sagte Spahn – „auch deutlich unter 50“. In dieser Deutlichkeit hatte Spahn sich bisher nicht geäußert.

Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 79,9

Am Freitag hatten die deutschen Gesundheitsämter dem RKI 12.908 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages gemeldet. Außerdem wurden 855 neue Todesfälle innerhalb von 24 Stunden verzeichnet. Vor genau einer Woche hatte das RKI 14.022 Neuinfektionen und 839 neue Todesfälle binnen 24 Stunden verzeichnet. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag demnach bei 79,9.

Bisher hat die Politik bei der Sieben-Tage-Inzidenz, die angibt, wie viele Menschen sich binnen einer Woche pro 100.000 Einwohner mit dem Virus angesteckt haben, einen Zielwert von 50 verfolgt. Ab diesem Punkt könnten die Gesundheitsämter Infektionsketten wieder nachverfolgen. Der Schwellenwert wird auch für den Zeitpunkt genannt, wenn Corona-Auflagen gelockert werden sollen.

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Allerdings breitet sich derzeit die ansteckendere britische Virusvariante auch in Deutschland immer mehr aus, wie der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, bei dem gemeinsamen Auftritt mit Spahn erläuterte. Der Anteil der Variante B117 liege nun bei knapp sechs Prozent, sie sei bereits in 13 der 16 Bundesländer nachgewiesen.

„Das Virus hat gerade nochmal einen Boost bekommen“

„Das Virus ist noch nicht müde, im Gegenteil, es hat gerade nochmal einen Boost bekommen“, also einen Auftrieb, sagte Wieler. „Sars-CoV-2 ist gefährlicher geworden“, erklärte der RKI-Chef. Und Spahn warnte: „Wenn wir diesen Mutationen die Möglichkeit zur Ausbreitung geben würden, riskierten wir einen erneuten Anstieg der Infektionszahlen.“

Zur Frage der Wirksamkeit der Impfstoffe gegen die Varianten sagte der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), Klaus Cichutek, bei der Pressekonferenz, es gebe „Hinweise, dass man mit der UK-Variante ganz gut fertig werden kann, mit der Südafrika- und Brasilien-Variante schwerer“. Das breite Impfen insgesamt helfe aber auch gegen die Varianten wie 501Y.V2 in Südafrika und auch P.1 in Brasilien.

Schutz durch einen kleinen Pieks: Impfung in einem Seniorenheim.
Schutz durch einen kleinen Pieks: Impfung in einem Seniorenheim.

© Sebastian Gollnow/dpa

Spahns Ministerium geht davon aus, dass bis Anfang März rund 10,1 Millionen Dosen Impfstoff gegen das Coronavirus zur Verfügung stehen – inklusive der bereits gelieferten und verimpften. Dies geht aus Daten hervor, die das Bundesgesundheitsministerium (BMG) auf seiner Homepage veröffentlicht hat.

[Alle aktuellen Entwicklungen in Folge der Coronavirus-Pandemie finden Sie hier in unserem Newsblog. Über die Entwicklungen speziell in Berlin halten wir Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden.]

Demnach lieferten die Mainzer Firma Biontech mit ihrem US-Partner Pfizer und dem amerikanischen Unternehmen Moderna bislang zusammen rund 4,2 Millionen Dosen an die Bundesländer aus. Die schwedisch-britische Firma Astrazeneca will den Daten zufolge bis Anfang März mehr als 3,2 Millionen Dosen zur Verfügung stellen.

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Von Biontech/Pfizer kommen nach Angaben des Ministeriums bis einschließlich der Kalenderwoche 8 vom 22. bis 28. Februar rund 2,5 Millionen Dosen hinzu, Moderna liefert demnach bis zum 13. Februar weitere 182.400 Dosen. Das BMG veröffentlichte dazu die Lieferlisten der Hersteller, die das Ministerium den Bundesländern übermittelt hat. Bei allen bisher in Deutschland zugelassenen Präparaten ist eine Zweitimpfung nötig, um den bestmöglichen Schutz zu erzielen.

Diese Mengen soll Deutschland dem BMG zufolge insgesamt bekommen:

Bereits zugelassene Impfstoffe:

  • Biontech/Pfizer: mindestens 64,1 Millionen Dosen über die EU sowie eine gesicherte Option auf weitere 30 Millionen Dosen national
  • Moderna: 50,5 Millionen Dosen über die EU
  • Astrazeneca: 56,3 Millionen Dosen über die EU

Noch nicht zugelassene Impfstoffe:

  • Curevac: mindestens 54,1 Millionen Dosen über die EU sowie eine Option auf 20 Millionen Dosen national
  • Johnson & Johnson: 36,7 Millionen Dosen über die EU
  • Sanofi/GSK: mind. 55 Millionen Dosen über die EU

Spahn hält zudem eine Zulassung des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V in der Europäischen Union für denkbar. „Ich freue mich über jeden Impfstoff, der Wirksamkeit zeigt und sicher ist“, sagte Spahn am Mittwoch bei der Konferenz „Europe 2021“ von „Zeit“, „Tagesspiegel“, „Handelsblatt“ und „Wirtschaftswoche“. In welchem Umfang das beim russischen Vektorimpfstoff Sputnik V der Fall sei, müsse sich jetzt die europäische Zulassungsbehörde Ema anschauen.

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Die nun veröffentlichten Daten seien „ermutigend“, müssten aber noch bei der Behörde eingereicht werden. „Das Verfahren beginnt bei der Ema“, sagte Spahn. Nach Angaben aus Moskau war dort ein entsprechender Antrag im Januar eingereicht worden. Nach Kritik an fehlenden belastbaren Studien hatten russische Forscher weitere Details zu dem Corona-Impfstoff Sputnik V veröffentlicht.

Nach den neuen Daten hat das Vakzin eine Wirksamkeit von 91,6 Prozent. Die Ergebnisse wurden am Dienstag im medizinischen Fachblatt „The Lancet“ publiziert. Spahn sagte, es gebe mit Russland eine „konstruktiv kritische“ Zusammenarbeit. Am Ende könne die Pandemie nur von der gesamten Weltgemeinschaft bewältigt werden.

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