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Im der Start-Up-Villa der Freien Universität in der Altensteinstraße arbeiten Start-ups und Gründungsförderung unter einem Dach.

© Bernd Wannenmacher/Freie Universität

"Mehr Rückenwind durch Berlin University Alliance": Berliner Unis wollen sich bei Start-Ups zusammentun

Die Start-Up-Zentren der Berliner Unis wollen enger zusammenarbeiten, um international attraktiver zu werden. Ein neuer Innovations-Campus verzögert sich aber.

Die Start-Up-Zentren der großen Berliner Universitäten wollen künftig enger zusammenrücken und so noch attraktiver für potenzielle Gründerinnen und Gründer werden. Man habe zwar schon immer gut zusammengearbeitet, sagte Steffen Terberl, Leiter von „Profund Innovation“, der FU-Serviceeinrichtung für Unternehmensgründungen, dem Tagesspiegel. „Durch die Berlin University Alliance gibt es dafür jetzt aber mehr Rückenwind.“

Denn früher hätte es bei den Unileitungen durchaus Bedenken hinsichtlich zu weitreichender Kooperationen gegeben. Mit dem Verweis auf die Berlin University Alliance (BUA), also den Exzellenzverbund von FU, HU, TU und Charité, könne man diese Vorbehalten aber jetzt ausräumen. So seien ein einheitlicher Internetauftritt und eine einheitliche Anlaufstelle für Gründerinnen und Gründer denkbar. „Das wird uns gerade im internationalen Wettbewerb sehr weiterhelfen.“

In dem BUA-Antrag für die Exzellenzinitiative spielt das Thema Ausgründungen zwar keine zentrale Rolle, der Universitätsverbund schaffe jetzt aber auch den Rahmen für eine enge Kooperation der Gründungszentren, sagt Terberl. So könnte sich jede Uni auf bestimmte Themenfelder konzentrieren und in diesen dann eine größere kritische Masse bedienen.

Die Berliner Unigründerzentren wollen kooperieren

Terberl nennt als Beispiel Start Ups im Bereich Digital Health, die schon jetzt in der „Start-Up-Villa“ der FU in der Dahlemer Altensteinstraße zahlreich vertreten sind. Wenn man hier nicht mehr in Konkurrenz zu HU und TU stehe, sondern womöglich auch für diese Aufgaben mit übernehme, „können wir viel zielgerichtetere Angebote für Gründerinnen und Gründer machen“.

Terberl spricht bei den Berliner Uni-Gründungsinitiativen von „Coopetion“ – also eine Mischung aus „Cooperation“ (Zusammenarbeit) und „Competiton“ (Wettbewerb). „Dazu gehört auch, dass man geben kann“, sprich: bestimmte Themenfelder den anderen Unis überlässt.

50 Ausgründungen im Jahr 2019

Die Berliner Universitäten würden in Sachen Ausgründungen auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken, sagt Terberl. 2019 habe es insgesamt 50 Ausgründungen aus den großen Unis gegeben, „ein Bestwert seit 2015“. Nicht nachvollziehbar ist für ihn daher die unlängst von der CDU geäußerte Kritik, von den Unis müsse man bei den Ausgründungen noch mehr erwarten. Die CDU bezog sich dabei auf das Bundesförderprogramm „Exist“, wo die Berliner Hochschulen 2019 weniger Gründerstipendien erringen konnten als im Jahr zuvor.

Simulation des Fubic-Standortes
So soll das neue Innovationszentrum FUBIC in Dahlem aussehen. Der Bau verzögert sich allerdings.

© Wista/Numrich Albrecht Klumpp

Die Zahlen würden aber ohnehin von Jahr zu Jahr schwanken, entgegnet Terberl – unberücksichtigt bleibe zudem der Erfolg in anderen Programmen.

Als Beispiel für eine Erfolgsgeschichte nennt Terberl das Start-Up „Dear Employee“, eine Plattform für psychische Gesundheit am Arbeitsplatz, die gerade erst eine Millionenfinanzierung erhielt. Auch Start-Ups im Bereich Künstliche Intelligenz seien sehr erfolgreich. Die Start-Up-Villa der FU – das Gebäude startete einst als Königlich Astronomisches Rechen-Institut - sei mit 25 Firmengründungen mit insgesamt 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern voll ausgelastet.

Die Anziehungskraft Berlins

Umso dringender wartet Terberls Einrichtung darauf, dass endlich das FU-Innovationszentrum „FUBIC“ samt umliegenden Innovations-Campus fertig gestellt wird. Dafür wird ein ehemaliges US-Militärkrankenhaus in Dahlem umgebaut, was sich allerdings verzögert. War ursprünglich von 2021 die Rede, soll es jetzt Ende 2022 klappen. Laut Terberl haben sich mehrere Faktoren ausgewirkt: Etwa die berlintypischen Zuständigkeitsprobleme zwischen Land und Bezirk („wobei sich alle sehr bemüht haben“, wie Terberl betont) – oder die Schwierigkeiten, überhaupt noch Baufirmen für Aufträge zu finden.

Wie groß das Potenzial Berlins sei, erklärt Terberl an einem anderen Beispiel. „MindR“ ist ein ebenfalls von der FU gefördertes Start Up, das mit digitalen Instrumenten verbale und nonverbale Muster von Bewerbern analysieren will. Der Gründer stammt aus Taiwan, studierte in Frankreich. Er hätte seine Unternehmensidee auch in London umsetzen können, entschied sich dann aber für Berlin. „Wir bekommen sehr viele Anfragen von Absolventen nicht nur aus dem Bundesgebiet, sondern international“ – man merke da einfach, welche Anziehungskraft Berlin habe.

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