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Wissen: Mlynek auf Partnersuche

Helmholtz-Chef will in der Gesundheitsforschung mit Charité kooperieren

Die Helmholtz-Gemeinschaft will die Gesundheitsforschung ausbauen und dazu Wissenschaftler verschiedener Forschungsorganisationen und Universitäten in spezialisierten Zentren zusammenbringen. Damit sollen die Ergebnisse der Grundlagenforschung den Patienten schneller zugute kommen, erläuterte Helmholtz-Präsident Jürgen Mlynek gestern vor Journalisten in Berlin.

Die Helmholtz-Gemeinschaft folgt damit einem Auftrag der Bundeswissenschaftsministerin Annette Schavan (CDU). Die finanzielle Ausstattung für das Vorhaben ist großzügig: 456 Millionen Euro stehen der Organisation für die Gesundheitsforschung jährlich zur Verfügung.

Dass die Helmholtz-Gemeinschaft bei der Erforschung der Volkskrankheiten Krebs, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Alterskrankheiten wie Alzheimer und Demenz, Infektionskrankheiten und Atemwegserkrankungen die Führungsrolle beansprucht, ist den medizinischen Fakultäten der Universitäten ein Dorn im Auge. Diese Rolle sollte den Institutionen zukommen, die auf den entsprechenden Krankheitsfeldern in der Forschung am weitesten vorangekommen seien, heißt es. Das seien vielfach die Universitäten.

Mlynek erklärte hierzu, man habe jetzt eine Kooperationslösung gefunden, die auch von den medizinischen Fakultäten begrüßt werde. Die Partner für die Gesundheitszentren der Helmholtz-Gemeinschaft werden über eine Ausschreibung gesucht, sie müssen sich einer internationalen Begutachtung unterziehen. Die Entscheidungen, wer letztlich dabei sein wird, sollen bis zum Frühjahr 2011 getroffen werden.

Schon jetzt zeichne sich ab, dass sich pro Volkskrankheit 30 Institutionen für die Partnerschaft mit einem Helmholtz-Zentrum bewerben, berichtete Mlynek. De facto könnten jedoch nur maximal fünf Partner pro Zentrum ausgewählt werden. Die ausgewählten Partnerinstitutionen aus den Universitäten oder anderen Forschungsorganisationen können mit drei bis fünf Millionen Euro rechnen.

In Berlin spielt das Max-Delbrück-Centrum in Buch im Bereich der Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen eine bedeutende Rolle als Helmholtz-Zentrum. Ob die Charité als Kooperationspartner dabei sein wird, müsse der Wettbewerb entscheiden, sagte Mlynek. Auch das in Berlin ansässige Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie käme dafür infrage. Obwohl am Standort Buch auch eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Max-Delbrück-Centrum und den privaten Helios-Kliniken besteht, bezeichnete Mlynek die Charité als „Kooperationspartner Nummer eins in Berlin“.

Die Gesundheitsforschung ist jedoch nur einer von insgesamt sechs Arbeitsschwerpunkten der Helmholtz-Gemeinschaft. Auch die Energieforschung soll verstärkt werden. Von den rund drei Milliarden Euro, die innerhalb der Forschungsorganisation jährlich umgesetzt werden, entfielen im vergangenen Jahr 433 Millionen Euro auf diesen Bereich. Das entspreche etwa der Hälfte der öffentlich geförderten Energieforschung, sagte Mlynek.

„Unser Vorteil ist, dass wir uns vorrangig um langfristige Themen kümmern und da einen langen Atem haben.“ So seien die solarthermischen Kraftwerke, die jetzt in Spanien laufen, nur durch die jahrzehntelangen Arbeiten am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt möglich geworden, das ebenfalls zur Helmholtz-Familie gehört. „Die Industrie hat lange Zeit keinen müden Euro dafür investiert.“

Neben den bereits laufenden Vorhaben wolle man sich jetzt verstärkt in der Batterieentwicklung engagieren, um den Wandel in der Energieversorgung sowie hin zur Elektromobilität zu schaffen. „Da haben wir in Deutschland ein klares Defizit, Japan oder China sind da weiter“, sagte Mlynek. Um den Rückstand aufzuholen, wurden Forschungsverbünde gegründet, in denen auch Unternehmen wie BASF und Daimler beteiligt sind. Mlynek: „Das war eine bewusste Entscheidung, um die Entwicklungen rasch zur Marktreife zu bringen.“ R. Nestler/U. Schlicht

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