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Immer das Gleiche. Seit Urzeiten zeigt uns der Mond ein und dieselbe Seite.

© picture-alliance/ dpa

Mondforschung: Immer die gleiche Ansicht

Warum sehen wir stets den "Mann im Mond" und nicht etwa die Hälfte, die nun als Rückseite gilt? Anhand eines Computermodells erklären Wissenschaftler, dass das kein Zufall ist.

In diesen Tagen ist der Mond besonders schön anzuschauen. Fast kreisrund steht er am Himmel. Wie unsere Vorfahren sehen wir die großen Ebenen, die mit etwas Phantasie einen „Mann im Mond“ bilden. Warum zeigt er uns nicht den Teil, den wir als Rückseite bezeichnen?

Auf diese Frage glauben Wissenschaftler nun eine Antwort gefunden zu haben. Demnach habe der Mond nach seiner Entstehung vor gut vier Milliarden Jahren so viel geschmolzenes Gestein enthalten, dass er weich genug war, um von der Erdanziehungskraft spürbar verformt zu werden. Seine Gestalt war gestreckt und ähnelte einem Football. Die behielt er bei als weiter erstarrte, schreibt das Team um Oded Aharonson vom California Institute of Technology im Fachblatt „Icarus“.

Früher drehte sich der Football etwas schneller als heute, so dass man von der Erde aus verschiedene Seiten des Mondes hätte sehen können, heißt es weiter. Die Anziehungskraft der Erde bremste aber die Eigendrehung. Nicht nur auf unserem Planeten, auch auf dem Mond entstanden damals Gezeitenberge. Sie ragten in Richtung Erde beziehungsweise in die entgegengesetzte Richtung. Der Erdbegleiter rotierte schneller als heute, immer unter den Gezeitenbeulen hinweg. Dabei wurde seine Kruste gehörig durchgewalkt, die Reibung verbrauchte immer mehr von der Rotationsenergie, bis der Mond eines Tages eine Drehgeschwindigkeit erreichte, die perfekt zur Bewegung um die Erde passte. Seitdem ragt das eine Ende des Footballs ständig zur Erde, das andere von uns weg. Eine Chance von 50:50 für den Mann im Mond, könnte man meinen.

Aharonson widerspricht. „Auf den ersten Blick müsste man sogar erwarten, dass die heutige Rückseite der Erde zugewandt sein sollte“, erläutert er. Denn dort gibt es höhere Berge und mehr Masse, dieser Teil sollte eigentlich zur schweren Erde hin ausgerichtet sein.

Wie die Forscher schreiben, ist vielmehr entscheidend, wie schnell die Rotationsenergie über die Reibung des Mondes entzogen wird. „Geht die Energie sehr rasch verloren, gibt es tatsächlich eine 50:50-Chance für den Mann im Mond“, erläutert Aharonson das Ergebnis seiner Computersimulation. Doch der Energieverlust verlief viel langsamer, was dem Modell zufolge die Chancen für die uns bekannte Vorderseite erhöhte.

Doch Unsicherheiten bleiben, wie die Forscher zugeben. Sie rechneten mit dem Mond, wie wir ihn heute kennen. Möglicherweise sah er früher anders aus und hatte demzufolge andere Eigenschaften. Dann könnten andere Faktoren eine Rolle dabei gespielt haben, warum wir den Mann im Mond sehen.

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