zum Hauptinhalt
Geigenkonzert

© picture alliance / dpa

Musik und Gehirn: Nicht jeder kann Musik genießen

Musik ist universell, heißt es. Sie schlage Brücken und bereite allen Menschen Freude. Doch das stimmt nicht ganz. Manche nehmen Melodien zwar normal wahr, trotzdem können Lieder ihre Seele nicht berühren.

Das berichten Forscher um Josep Marco-Pallarés von der Universität Barcelona im Fachblatt „Current Biology“. Manche Menschen können Harmonien und Melodien nichts abgewinnen. Obwohl sie Musik wie jeder andere wahrnehmen und sie nicht als Krach empfinden, fühlen sie dabei weder Spaß noch Freude. Lieder lassen sie schlicht kalt. Auf einen Geldgewinn hingegen reagiert das Belohnungszentrum im Gehirn der Musikmuffel ganz normal. Das deutet auf die Existenz einer spezifischen Anhedonie für Musik hin – also auf die Unfähigkeit, Musik zu genießen. Das Belohnungszentrum könnte also bei jedem Menschen ein wenig anders reagieren. Für den Einzelnen gebe es möglicherweise individuelle Wege zu großem Genuss, sagt Marco-Pallarés.

Hinweise auf die Musik-Anhedonie hatten die Forscher bereits in einer früheren Studie mit Fragebögen gefunden. Damals konnten sie jedoch nicht klären, ob diese Personen Musik einfach anders wahrnehmen oder die Fragen vielleicht falsch beantwortet hatten. Für die aktuelle Untersuchung suchten Marco-Pallarés und seine Kollegen deshalb zehn Probanden, die Musik emotional sehr anspricht, zehn durchschnittliche Musikliebhaber und zehn weitere, die für Musik nicht besonders empfänglich sind. Alle konnten Musik ganz normal wahrnehmen. Bei einer Musikaufgabe sollten die Teilnehmer dann bewerten, wie groß die Freude war, die sie beim Musikhören erlebten. Bei der anderen Aufgabe ging es um das Belohnungsempfinden beim Gewinnen von Geld. Außerdem maßen die Forscher per Hautwiderstand und Herzrate die körperlichen Reaktionen der Probanden.

Tatsächlich stellte sich heraus: Es gibt Musik-Anhedonie. Manche Menschen, können sich nicht an ihr erfreuen, obwohl sie vollkommen gesund und glücklich sind. Sie zeigen auch keinerlei körperliche Reaktionen auf Melodien. Auf finanzielle Belohnungen sprechen sie dagegen sehr wohl an. Es liegt also keine grundsätzliche Störung des Belohnungssystems vor. „Wir wollen verstehen, wie ein Satz Noten in Emotionen umgewandelt wird“, sagt Marco-Pallarés. Die Ergebnisse liefern einige Puzzlesteine zu den neuronalen Grundlagen von Musik. wsa

Sie können selbst an den Befragungen teilnehmen: http://www.brainvitge.org/bmrq.php

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false