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Konzentriert. Schulen sollen Wohlfühlorte sein, fordern Experten.

© dpa

Nach den Pisa-Studien: Jetzt soll den Lehrern geholfen werden

Sie sollen die Reformen stemmen, die seit dem Pisa-Schock auf den Weg gebracht wurden. Doch Lehrer sind oft überfordert. Jetzt diskutierten Expertinnen in Berlin, was ihnen helfen könnte.

Was muss getan werden, um die Schulen in Deutschland weiter zu verbessern? Seitdem die erste Pisa-Studie vor einem Jahrzehnt veröffentlicht wurde, ist zwar „unheimlich viel passiert“, wie am Donnerstag die Grundschulpädagogin Renate Valtin von der Humboldt-Universität auf einem Kongress der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin sagte. Die Einführung von Bildungsstandards oder der Ausbau der frühkindlichen Sprachförderung sind nur zwei Beispiele. Doch an einer entscheidenden Stelle bestehe großer Nachholbedarf, kritisierte Valtin: „Wir nehmen die Lehrer nicht mehr mit ins Boot.“ Viele Pädagogen hätten einfach keine Lust mehr, sich ständig sagen zu lassen, was sie noch alles anders machen müssten. „Die Lehrer werden in der Tat überfordert“, sagte auch Heike Solga, Direktorin der Abteilung Ausbildung und Arbeitsmarkt am WZB Berlin.

Valtin forderte eine „Professionalisierung“ in der Weiterbildung der Lehrer. Einige Lehrer müssten aber auch an ihrer Einstellung arbeiten. Die von ihr durchgeführte Aida-Jugendstudie habe ergeben, dass die meisten Schüler den Eindruck hätten, Lehrer seien nicht an ihrem Lernerfolg interessiert. „An der Lehrer-Schüler-Beziehung kann also noch viel getan werden.“

Einer Lehrkraft seien da allerdings Grenzen gesetzt, widersprach Solga: „Ein Lehrer kann nicht Bezugsperson für alle sein.“ Solga plädierte dafür, an den Schulen noch stärker andere Personen einzusetzen, um Lehrer bei ihren zahlreichen Aufgaben zu entlasten: Sozialpädagogen etwa oder „Berufsstarter“, die Jugendliche beim Übergang ins Jobleben unterstützen. Das könnten Meister sein, die ein solches Amt für einige Jahre freiwilllig übernehmen. Würde hingegen das Berufsbild Lehrer „zu polyvalent“, wisse eine Lehrkraft überhaupt nicht mehr, was sie machen solle. Insgesamt müsse mehr über die Schule „als Lebensort“ nachgedacht werden, an dem sich Schüler gut aufgehoben fühlen, forderte Solga. Die besten Lernprogramme nützten schließlich nichts, wenn leistungsschwache Schüler gar nicht in der Schule auftauchten.

Gibt es inzwischen womöglich viel zu viele Bildungsstudien, so dass viele Ergebnisse gar nicht mehr zu den Entscheidern durchdringen? Diese Kritik wurde mehrfach aus dem Publikum geübt, ein Zuhörer sprach von „Erkenntnisfriedhöfen“. Tatsächlich fand auch Solga es eher bedenklich, dass „an jeder Schraube gedreht werde“. Denn bei einigen Studien sei eine Tendenz zur „methodischen Verarmung“ erkennbar. Allerdings dürfe nicht verkannt werden, dass Pisa viel Wichtiges angestoßen haben.

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