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Professor Dr. med. Erich Saling vom Erich Saling-Institut für Perinatale Medizin auf dem Gelände des Vivantes Klinikums Berlin-Neukölln, aufgenommen am 30. Oktober 2014.

© Kitty Kleist-Heinrich

Nachruf auf Erich Saling: Der „Vater der Perinatalmedizin“ ist gestorben

Mit Forschungs- und Erfindungsgeist gegen die Gefahren bei Geburten: Erich Saling führte Methoden ein, die sich als sehr erfolgreich erweisen sollten.

Professor Erich Saling war, so heißt es in einer Pressemitteilung des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Michael Müller vom 9. November, Wegbereiter der Medizin für Mutter und Kind. Der 1925 als Försterssohn geborene Arzt und Wissenschaftler wollte schon als junger Klinikassistent nicht hinnehmen, dass die Mütter- und Säuglingssterblichkeit so hoch war, höher als in vergleichbaren Ländern.

Beim ersten Mal, als er im Kreissaal helfen musste, kam ein sehr blasses Baby zur Welt, das kaum atmen konnte. Mit einem Klaps auf den Po half er dem Kind durchzuatmen, zu einer Zeit, als noch die kuriosesten Methoden angewendet worden waren. 1958 wurde er Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe.

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Drastische Reduzierung der Säuglingssterblichkeit

Als erste Erfindung entwickelte er ein einfaches Gerät, mit dem Schleim abgesaugt und Luft in die Neugeborenen-Lunge geblasen werden konnte. Er entdeckte die Babys als Patienten und veröffentlichte sein erstes Buch: „Das Kind im Bereich der Geburtshilfe“. 1960 entwickelte Saling die Fetalblutanalyse: So konnte der Zustand des Ungeborenen im Mutterleib überwacht und gegebenenfalls eine Sauerstoffunterversorgung festgestellt werden.

1968 wurde er Professor, aber erst 1976 Chef der geburtshilflichen Abteilung im Krankenhau Neukölln. Erst der Protest von Frauen sowie Medienberichte führten dazu, dass die Landesregierung ihm ein „Institut für Perinatalmedizin“ an der Freien Universität einrichtete. Auch damit war er international Pionier.

Der streitbare Professor erfand weitere bahnbrechende Methoden für die Medizin rund um die Geburt, darunter die Amnioskopie. Sie erlaubt, mit der Untersuchung des Fruchtwassers festzustellen, ob der Fetus in Gefahr ist und deswegen frühzeitig reagiert werden muss. Um Kinder in Steißlage ohne Kaiserschnitt zur Welt bringen zu können, entwickelte er die Technik, das Ungeborene von außen zu wenden. Saling widmete sich dem Risiko aufsteigender Infektionen und der Vermeidung von Frühgeburten.

In den sechziger und den siebziger Jahren kritisierte er die Propagierung von Hausgeburten, da sie nach seiner Auffassung mit mehr Problemen einhergingen.

Es ist vor allem seinem Wirken als Arzt und Erfinder zu verdanken, dass die Säuglingssterblichkeit in Deutschland drastisch reduziert wurde, wie kaum sonst, weltweit. Saling gründete internationale Fachgesellschaften und rief den deutschen Kongress für Perinatalmedizin ins Leben. Nach der Pensionierung baute er ein gemeinnütziges Institut auf, an dem er weiter forschte.

Er erhielt zahlreiche Ehrungen, darunter die Ernst-Reuter Plakette, die höchste Berliner Auszeichnung. Dem „Vernehmen nach“, so die Senatspressemitteilung, ist Professor Saling bereits am 6. November gestorben.

Justin Westhoff

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