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Nachruf: Preußen, unvollendet

Fünf Jahre hat er sich dem Vorhaben gewidmet, Preußen einen Platz in der historischen Forschung in Berlin zu bereiten. Zum Tod des Historikers Ernst Hinrichs.

Ernst Hinrichs leitete fünf Jahre lang das Forschungsinstitut für die Geschichte Preußens, zu dem das Mitte der 90er Jahre groß angekündigte Projekt eines Preußen-Instituts geschrumpft war. Dann ließen Berlin und Brandenburg, die sich sonst nicht genug tun können mit ihrem Preußen-Stolz, das Unternehmen fallen, und Hinrichs beendete sein ehrenamtliches Engagement.

Ausgerechnet am Ende des Preußen-Jahrs 2001 räumte er die Etage am Hausvogtei-Platz, in der die Forschungsstelle untergebracht war, übereignete das Mobiliar der Akademie der Wissenschaften, die Bücher der Humboldt-Universität und zog sich auf seine Professur an der Universität Oldenburg zurück. Das peinliche Kapitel berlin-brandenburgischer Wissenschaftspolitik – dem die nicht weniger peinliche Abwicklung der Historischen Kommission vorausgegangen war – traf einen Mann, der als prominenter Historiker der frühen Neuzeit galt. Der Schüler des Göttinger Historikers Rudolf Vierhaus hatte Arbeiten zur französischen Verfassungsgeschichte und zum Absolutismus in Europa vorgelegt. Er war acht Jahre lang Direktor des Georg-Eckert-Instituts für Schulbuchforschung in Braunschweig gewesen, einer Parade-Einrichtung der deutschen Wissenschaft, hatte zahlreiche nationale und internationale Aufgaben bei der Unesco und die Präsidentschaft der Lessing-Akademie in Wolfenbüttel wahrgenommen.

Die bitteren Berliner Erfahrungen hinderten ihn nicht, nach der Emeritierung seinen Lebensmittelpunkt nach Berlin zu verlegen. Vor der Vollendung eines Preußen-Buches, das seine Sicht des großen Themas dokumentieren sollte, ist er am 4. April 71-jährig Opfer eines Unfalls geworden.

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