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Im Anflug. Nach fünf Jahren Anreise hat die Sonde "Juno" den Gasriesen Jupiter erreicht.

© Abb.: dpa/Nasa

Nasa-Mission: Forschungspanzer „Juno“ erreicht Jupiter

Die Sonde soll dem Gasriesen besonders nahe kommen - und ist dabei extremer Strahlung ausgesetzt. Zuvor hat sie schon mal einen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt.

Das Ziel verbirgt sich hinter Wolken aus orange-weiß-rot-braunem Gas: Jupiter. Rund 2800 Millionen Kilometer hat die Sonde „Juno“ seit ihrem Start 2011 zurückgelegt und soll nun am frühen Dienstagmorgen (MESZ) den größten Planeten unseres Sonnensystems erreichen und dort in eine stark elliptische Umlaufbahn einschwenken. Bis auf 4667 Kilometer solle sich Juno den Gaswolken des Jupiters nähern, teilt die US-Raumfahrtbehörde Nasa mit – so nah wie kein ein anderes Raumfahrzeug zuvor.

Unter Hochspannung wird das Juno-Team zu diesem Zeitpunkt im Kontrollzentrum im kalifornischen Pasadena sitzen und auf das erlösende Signal warten: einen drei Sekunden langen Radiofrequenzton. Aktuelle Fotos wird es im Erfolgsfall jedoch nicht sofort geben, denn die Kamera und alle wissenschaftlichen Instrumente sind seit Mittwoch aus und sollen erst in einer paar Tagen wieder angeschaltet werden. Das Einschwenken in die Umlaufbahn steht im Vordergrund.

Mit Tempo 250.000 durchs All

Anfang August 2011 hatte die unbemannte und hauptsächlich solarbetriebene Sonde an Bord einer „Atlas“-Rakete vom Weltraumzentrum Cape Canaveral (Florida) abgehoben. Bei einem Vorbeiflug an der Erde im Oktober 2013 nahm sie zusätzlichen Schwung für die lange Reise auf. Bevor die Sonde jetzt abgebremst wird, hat sie dank der großen Anziehungskraft des Jupiter noch den Titel als „schnellstes von Menschen gemachtes Objekt“ geholt. Ungefähr Tempo 250 000 hatte sie bezogen auf den Heimatplanet Erde erreicht, das sind rund 70 Kilometer pro Sekunde.

Nun sei Juno bereit, die „Geheimnisse im Inneren des Planeten zu lüften“, sagt die Nasa-Missionschefin Diane Brown. Bis Februar 2018 soll die Sonde den Planeten umkreisen, insgesamt 37 Mal, und ihn mit ihren wissenschaftlichen Instrumenten untersuchen. Danach will die Nasa die Sonde zum Absturz bringen.

So viel Strahlung wie 100 Millionen Röntgenaufnahmen

Von der rund eine Milliarde Euro teuren Mission erhoffen sich die Forscher neue Erkenntnisse über die Entstehung des Gasriesen, und damit auch über die Entstehung des gesamten Sonnensystems. Klar ist, dass Jupiter mit einem Durchmesser von 143.000 Kilometern der größte Planet des Systems ist - das ist das Zwölffache des Erddurchmessers. Er hat auch am meisten Masse, mehr als doppelt so viel wie alle anderen sieben Planeten zusammen. Und er ist der erste Planet, der sich nach der Entstehung der Sonne formte, das heißt, er verleibte sich den größten verbliebenen Teil an Staub und Gasen im frühen Sonnensystem ein. Aber wie genau ist Jupiter entstanden und wie ist er aufgebaut? Hat der Planet einen festen Kern? Wie viel Wasser oder Sauerstoff enthält er? Und wie funktioniert das Magnetfeld des Gasriesen?

Einfach wird die Forschung am Jupiter nicht, fürchtet der Juno-Chefwissenschaftler Scott Bolton vom Southwest Research Institute in San Antonio. Durch Änderungen des starken Magnetfelds entsteht extreme Strahlung. Während der Zeit am Jupiter wird die Sonde so viel Strahlung ausgesetzt sein, wie mehr als 100 Millionen Röntgenaufnahmen beim Zahnarzt verursachen. Sie hat deshalb eine Titan-Hülle und sei praktisch ein „bewaffneter Panzer“, sagt Bolton.

Lego-Figuren als Glücksbringer

Die Sonde wird dem Jupiter zwar so nah kommen wie kein Raumfahrzeug zuvor, aber der Gasriese hatte schon häufiger Besuch von der Erde. Unter anderem sammelten „Pioneer 10“ 1973 und die beiden „Voyager“-Sonden 1979 im Vorbeiflug Daten von dem Planeten. Die deutsch-amerikanische Sonde „Galileo“ flog um Jupiter herum, stürzte 2003 wie geplant in seine Atmosphäre und verglühte. Unter anderem entdeckte sie, dass sich unter der eisigen Kruste des Mondes Europa ein Ozean verbirgt.
„Juno“ soll sich nun auf den Jupiter selbst konzentrieren. Dafür hat sie Sonde drei Glücksbringer in Form von Lego-Figuren dabei: den römischen Gott Jupiter, seine Frau Juno und den Astronomen Galileo Galilei, der einst die Monde des Planeten Jupiter entdeckte. Das Einschwenken in die Umlaufbahn, ausgerechnet am 4. Juli, dem US-Nationalfeiertag (Ortszeit), sei übrigens Zufall, sagte Bolton in einem Interview. „Wir haben den 4. Juli nicht ausgesucht, der Termin ist der Himmelsmechanik zu verdanken.“ (dpa/nes)

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