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Milorad Marinkovic ist einer von drei Patienten, denen an der Medizinischen Universität Wien eine "bionische" Hand angepasst wurde, die er mit Hilfe seiner eigenen Gedanken steuern kann.

© AFP

Neuartige Handprothesen für Wiener Patienten: Zugreifen mit der Kraft der Gedanken

Wiener Ärzte haben drei Patienten, die nach Unfällen ihre Hände nicht mehr nutzen konnten, "bionische" Prothesen angepasst, die sie per Gedanken steuern können.

Allein mit der Kraft ihrer Gedanken können drei in Österreich operierte Patienten ihre Handprothesen bewegen. Bei den drei Männern sei eine sogenannte bionische Rekonstruktion gelungen, schreibt das Team der Medizinischen Universität Wien im Fachblatt „The Lancet“. Durch Motorrad- und Kletterunfälle war bei den Männern das Nervengeflecht im Arm zerstört worden, das unter anderem die Hand steuert.

Muskel als Signalverstärker

Bei der bionischen Rekonstruktion wurde ein Muskel aus dem Oberschenkel als Signalverstärker für die vorhandenen Nerven in den Unterarm transplantiert. Da die Männer schon seit Jahren ihre Hände nicht mehr nutzen konnten, mussten sie ihr Gehirn für diese Art neuronaler Signale monatelang trainieren. Dann wurden ihnen die funktionslosen Hände amputiert und durch Prothesen ersetzt. Auf den bei anderen Methoden üblichen Einsatz von Elektroden zur Steuerung der Prothesen verzichten die Ärzte.

Vielmehr sei bei dem komplexen neuromuskulären Eingriff „eine interaktive Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine“ entstanden, sagte Oskar Aszmann, Leiter des Christian Doppler Labors für Wiederherstellung von Extremitätenfunktionen an der Medizinischen Universität Wien.

Phantomschmerzen verschwinden

Inzwischen können die Männer alltägliche Dinge wieder selbst leisten, sich die Hemden zuknöpfen oder eine Tasse Kaffee einschenken. Darüberhinaus hätten die Patienten auch kaum noch Schmerzen, sagte Aszmann: „Die Betroffenen verspüren oft starke Phantomschmerzen. Diese verschwinden durch die bionische Rekonstruktion, da das Phantom durch die wieder gewonnene Funktionalität der Hand ersetzt wird.“

Die britischen Transplantations-Experten Simon Kay und Daniel Wilks aus Leeds warnen allerdings vor zu großen Hoffnungen. „Die aktuellen Ergebnisse sind ermutigend“, schreiben sie in einem Kommentar. Das Verfahren sei ein zusätzlicher Ansatz, Nervenreize und Prothesen zueinander zu bringen. Allerdings müsse abgewartet werden, wie die Prothesen langfristig wirken. Dazu zähle auch, wie oft und unter welchen Umständen die Patienten ihre Prothese nutzten. (dpa)

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