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Übergabe. Bürgermeister Michael Müller (links) überreicht Heyo Kroemer (rechts), dem Nachfolger von Karl Max Einhäupl, symbolisch den Schlüssel.

© F.: Monika Skolimowska/dpa

Neuer Chef an der Charité: „Ich beneide dich um die Herausforderungen“

Mit diesen Worten übergab Karl Max Einhäupl, 11 Jahre Charité-Vorstandschef, sein Amt an Heyo Kroemer. Der Pharmakologe setzt auf „Debatte“ und „Kooperation“.

Die Charité hat einen neuen Chef. Heyo Kroemer ist offiziell als neuer Vorstandsvorsitzender Europas größter Universitätsklinik begrüßt worden. Er übernimmt den Posten von Karl Max Einhäupl, der die Klinik elf Jahre lang leitete. Die feierliche Amtsübergabe fand am Dienstagnachmittag in der Charité statt.

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte, es sei ein besonderer Tag für die Charité und ein wichtiger Tag für Berlin. In seiner Rede würdigte er die Arbeit von Einhäupl. Dieser habe Außergewöhnliches geleistet, obwohl seine Amtszeit mit Herausforderungen gespickt gewesen sei.

Weiterentwicklung unter Sparzwang

Einhäupl habe vor der schwierigen Situation gestanden, sparen zu müssen und die Klinik trotzdem weiterzuentwickeln. Dies sei ihm absolut gelungen, so Müller. Er freue sich, dass die Charité zunehmend auch international wahrgenommen werde. Für Berlin so wichtige Initiativen wie das Berlin Institute of Health (BIH) und die Berlin University Alliance seien maßgeblich Einhäupls Verdienst.

Der Neurologe Einhäupl hatte die Klinik seit 2008 geleitet. Zuletzt war der Vertrag des 72-Jährigen immer wieder verlängert worden, weil sich trotz bundesweiter Suche zunächst kein geeigneter Nachfolger gefunden hatte. Zu seiner Verabschiedung sagte Einhäupl: „Wenn Systeme einmal eingeschwungen sind, werden Neuerungen sehr viel seltener.“ Nun sei es an der Zeit für neue Ideen. Er freue sich, die Charité in Kroemers Hände zu geben. Gleichwohl gehe er nicht frohen Herzens: „Ich beneide dich um die Herausforderungen“, sagte Einhäupl in Richtung seines Nachfolgers. Obwohl die Aufgabe nicht leicht werde, sei er sicher, dass es Kroemer etwa gelingen werde, die wissenschaftliche Sichtbarkeit der Charité weiter auszubauen und die Aufgaben in der Digitalisierung zu bewältigen.

Wettbewerb um Fachkräfte größte Herausforderung

Der mit so vielen Vorschusslorbeeren bedachte Kroemer gab sich gewohnt unaufgeregt. Er betrachte es als „reizvoll“, eine Institution wie die Charité zu leiten. Zu konkreten Änderungen oder Zielen hatte sich der 59-jährige Pharmakologe, der zuletzt sieben Jahre die Universitätsmedizin in Göttingen leitete, bislang nicht geäußert.

Als größte Herausforderungen der kommenden Jahre nannte er den demografischen Wandel und den damit verbundenen Wettbewerb um Fachkräfte. Dabei müsse man auch das Verhältnis der medizinischen Berufe zueinander neu bestimmen. „Man wird auch über akademisch gebildete Gesundheitsberufe diskutieren müssen“, sagte Kroemer.

Gerade auf dem Gebiet der Fachkräfte könne die geplante Kooperation mit der ebenfalls landeseigenen Klinikkette Vivantes Vorteile bringen.

Gesellschaftliche Debatte über Teilhabe am Fortschritt nötig

Gleichzeitig befinde sich die Medizin in einer Zeit enormen Fortschritts auf fast allen Fachgebieten, so Kroemer. Als Beispiel nannte er individualisierte Therapien bei Krebserkrankungen. Wolle man, dass alle Menschen an diesen Fortschritten teilhaben, könne man das unmöglich allein durch die Medizin lösen: „Wir müssen eine gesellschaftliche Debatte führen“, sagte Kroemer.

Mehrfach betonte er, welches Potenzial er in der Kooperation mit den Berliner Universitäten – der Berlin University Alliance – sehe, die als Verbund im Rennen um den Exzellenztitel erfolgreich war.

Auch in der Wissenschaft setzt Kroemer auf Kooperation. Etwa mit Zürich, London oder München, die derzeit als Europas Spitzenstandorte gelten. Hochkarätige Wissenschaftler für sich zu gewinnen, sei sehr wichtig für den Medizinstandort Berlin. Er plädierte für mehr Grundlagenforschung an der Charité, aber auch für deren Anwendung in der Klinik. Das solle künftig vor allem in Zusammenarbeit mit dem BIH gelingen.

Idealerweise wolle er diese Ziele „in einer ruhigen und gelassenen Form“ angehen. „Ich habe schon gelernt, dass in Berlin alles etwas aufgeregter ist als an anderen Plätzen.“ Aber das gehört wohl zur Herausforderung Charité.

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