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Junge Leute stehen vor einem Universitätsgebäude.

© IMAGO

Neuer Hochschul-Bildungs-Report: Unternehmen sind mit Unis unzufrieden

Nachholbedarf bei Big Data, Migranten fehlen, Frauen holen auf: Der neue Hochschul-Bildungs-Report zeichnet aus Unternehmersicht ein durchwachsenes Bild von der Leistungsfähigkeit der deutschen Unis.

Hochschulen in Deutschland bereiten die Studierenden zu wenig auf die Arbeitswelt der Zukunft vor. Das ist die zentrale Botschaft aus dem aktuellen Hochschul-Bildungs-Report des Stifterverbands und der Unternehmensberatung McKinsey, der am Montag in Berlin vorgestellt wird. Viele akademische Tätigkeiten auch in „technikfernen“ Berufen, etwa in der Verwaltung von Unternehmen, würden durch die zunehmende Automatisierung wegfallen, heißt es. Damit rechnen 75 Prozent der Unternehmen. Akademiker müssten sich deshalb neue, nachgefragte Tätigkeitsfelder erschließen, etwa in der Auswertung von Statistiken oder in der digitalen Analyse großer Datenmengen – Stichwort Big Data.

Vom "konsumierenden Lernen" zum "aktiven, forschenden Lernen"

Insgesamt sei „mehr selbstständiges und kollaboratives Arbeiten“ statt Routinetätigkeiten gefordert. Das Studium müsse vom „konsumierenden Lernen“ in Richtung eines „aktiven, kreierenden und auch forschenden Lernens“ weiterentwickelt werden, erklärt Volker Meyer-Guckel, stellvertretender Generalsekretär des Stifterverbands.

Helfen könnten interaktive Lernformate wie das Blended Learning, bei dem Studierende Online-Vorlesungen und Übungen mit Präsenzveranstaltungen kombinieren. Die Unternehmen halten die Digitalisierung der Hochschullehre aber nicht für das Allheilmittel: Nur 29 Prozent sind dafür, klassische Vorlesungen durch Onlineformate zu ersetzen.

Ein Ziel: 80 Prozent mit Migrationshintergrund sollen studieren

Für den Hochschul-Bildungs-Report wurden 300 Unternehmen befragt. Zudem wird der Status quo des Hochschulsystems auf sechs Handlungsfeldern analysiert. Gefragt wird etwa, inwiefern die Hochschulen den Akademikerbedarf der Wirtschaft zahlenmäßig befriedigen und wie es um Diversität und Chancengerechtigkeit bestellt ist. Maßstab sind jeweils Ziele, die aus der Sicht der Auftraggeber im Jahr 2020 erreicht sein sollen.

Das Ziel, die Studierquote junger Leute mit Migrationsgeschichte oder aus Nichtakademikerfamilien, die derzeit bei knapp einem Viertel liegt, auf das Niveau der von Akademikerkinder (knapp 80 Prozent) anzuheben, ist bei weitem nicht erreicht. Die Anzahl und die Anteile an Bildungsinländern, die ein Studium beginnen oder absolvieren, stagniert, beklagen die Autoren des Reports.

Studienanfänger ohne Abitur schlecht betreut

Studierende aus bildungsferneren Schichten seien zudem zunehmend unzufrieden mit der Betreuung an den Hochschulen. Allerdings ist der Frauenanteil an den studierenden Bildungsinländern um 0,6 Prozentpunkte auf 49,6 Prozent gestiegen, damit studieren heute ein Viertel mehr junge Frauen mit Migrationshintergrund als 2010. Kritik gibt es an der Betreuung der Studienanfänger ohne Abitur: Nur 52 Prozent von ihnen schafften binnen fünf Jahren einen Abschluss.

Steigende Zahl internationaler Studierender

Zu den positiven Befunden des Berichts gehört, dass der Akademikerbedarf in Deutschland langfristig gedeckt sein könnte. Ein Indiz dafür ist die steigende Zahl internationaler Studienanfänger, ihr Anteil beträgt derzeit 18,4 Prozent, womit das Ziel von 20 Prozent erreichbar erscheint. An den Universitäten in Ostdeutschland stammt bereits jeder vierte Studienanfänger aus dem Ausland. Verbessert habe sich auch die Situation im Lehramtsstudium, hier ist die Zufriedenheit der Studierenden mit den Praxisbezügen gegenüber 2010 um 5,9 Prozentpunkte gestiegen. Als „Problemfall“ werden dagegen die Fächergruppen Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften bezeichnet: Hier stagniert der Frauenanteil auf 36.8 Prozent, während die Absolventenzahlen insgesamt sinken.

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