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Ziel erreicht. Die künstlerische Darstellung zeigt die Nasa-Sonde mit dem Zwergplanet Pluto und drei seiner Monde. Am Dienstag soll das Raumfahrzeug im Abstand von 12.500 Kilometern an Pluto vorbeirasen - weiter zum Kuiper-Gürtel.

© Abb.: Nasa/dpa

"New Horizons": Pluto bekommt Besuch

Nach neuneinhalb Jahren ist die Sonde "New Horizons" bei Pluto angekommen. Am Dienstag soll sie im Rekordtempo vorbeifliegen. Lesen Sie hier, worum es bei der Mission geht.

Ein paar grobe Bilder, aufgenommen mit dem Weltraumteleskop „Hubble“ – viel mehr hatten Forscher nicht zur Hand, um mehr über Pluto zu erfahren. Dementsprechend wenig wissen sie über den Zwergplanet im äußeren Sonnensystem. „New Horizons“ soll das ändern. Seit Januar 2006 ist die Nasa-Sonde unterwegs, um ihn genauer zu erforschen.
Nun ist sie fast am Ziel: Am Dienstag um 13:50 Uhr (MESZ) soll sie sich bis auf 12.500 Kilometer nähern und mit ihren sieben Messgeräten so viel wie möglich über Pluto in Erfahrung bringen. Landen oder den Zwergplaneten wenigstens umkreisen wird New Horizons nicht.

Die Sonde "New Horizons" soll mehr über den Zwergplanet Pluto und seine Monde herausfinden.
Die Sonde "New Horizons" soll mehr über den Zwergplanet Pluto und seine Monde herausfinden.

© AFP,TSP

Mit rund 50.000 Kilometern pro Stunde – schneller als jede andere Raumsonde – ist sie für solche Manöver einfach zu schnell. Stattdessen wird sie an Pluto vorbeirasen, sich noch mal umdrehen und gewissermaßen in der Rückschau weitere Messungen vornehmen.

Knackig kalt: Minus 220 Grad am Äquator

Auf diese Weise kann New Horizons beobachten, wie sich die dünne Atmosphäre beim Wechsel zwischen Tag und Nacht verändert. Die Forscher vermuten, dass dann Schneeflocken oder gar Hagelkörner aus Stickstoff und Methan entstehen und zu Boden gehen. Über die Oberfläche selbst wissen sie ebenfalls wenig. Vermutlich ist sie bedeckt von einem Gemisch aus Wasser-, Methan- und Ammoniakeis. Knackig kalt ist es jedenfalls, so fern der Sonne. Schätzungen zufolge sind es am Äquator um die Minus 220 Grad Celsius. Das Radioexperiment „Rex“, an dem auch Forscher der Universität Köln beteiligt sind, soll die Temperatur nun erstmals genau messen. Die weiteren Geräte werden vor allem die chemisch-mineralogische Zusammensetzung von Pluto und dem größten seiner fünf Monde, genannt Charon, untersuchen.

Und natürlich sollen sie Fotos machen. Bereits in den vergangenen Tagen und Wochen während des Anflugs haben die beiden Kameras einige Bilder geliefert, die wesentlich detailreicher sind als das, was Hubble aus der Ferne sehen konnte. Am vergangenen Wochenende allerdings gab es einen großen Schreck. New Horizons hatte sich einfach abgeschaltet. Was, wenn das wieder geschieht, während des Vorbeiflugs? Bei der Nasa gibt man sich zuversichtlich. Der Fehler sei gefunden und behoben, die Sonde werde ihr Forschungsprogramm abspulen.

Forscher vermuten Eisvulkane und einen verborgenen Ozean

Von der 700-Millionen-Dollar-Mission erhoffen sich die Wissenschaftler natürlich allerhand Neues über Pluto. Etwa wie seine Oberfläche aussieht, ob dort Eisvulkane spucken, ob es Gebirge gibt, wie diese entstanden sein könnten – und ob sich tatsächlich unterm Eis ein Ozean befindet, wie manche Modelle nahelegen. Darüberhinaus ist der Zwergplanet auch ein Stellvertreter für eine neue Klasse von Himmelskörpern: die fernen Eiswelten. Tausende, wenn nicht gar Millionen werden da draußen vermutet. Wahrscheinlich haben sie sich seit der Entstehung des Sonnensystems vor viereinhalb Milliarden Jahren kaum verändert und können den Forschern mehr über den Beginn unseres kosmischen Kiezes erzählen. „New Horizons“ soll deshalb weiter in den Kuiper-Gürtel fliegen und andere Himmelskörper besuchen. Welche das sein werden, steht noch nicht fest.

Es dauert anderthalb Jahre, bis alle Daten auf der Erde sein werden

Nun geht es erst einmal um Pluto und Charon. Und wieder brauchen die Forscher viel Geduld. Die klaviergroße Sonde ist so konstruiert, dass sie nicht gleichzeitig messen und Kontakt zur Erde halten kann. Daher werden die Daten erst nach der Passage verschickt. Die ersten Fotos sollen am Mittwoch eintreffen. Bis sämtliche Messdaten übertragen sind, wird es rund anderthalb Jahre dauern.

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