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Medizin-Nobelpreisträger Günter Blobel erhält 1999 den Nobelpreis aus den Händen des Schwedischen Königs Carl XVI Gustaf.

© Tobias Rostlund/epa Scanpix Sweden/dpa

Nobelpreisträger und Dresden-Mäzen: Mediziner Günter Blobel gestorben

Als Mediziner ging Günter Blobel aus Deutschland in die USA. Seinen Nobelpreis stiftete er für den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche. Jetzt starb Blobel in New York.

Als Kind sah er, wie Dresden in den letzten Kriegsmonaten 1945 im Bombenhagel in Trümmer fiel. Zeit seines Lebens engagierte sich Günter Blobel für Wiederaufbau und Versöhnung. Nun erlag der Dresden-Mäzen und Medizin-Nobelpreisträger 81-jährig in New York einem Krebsleiden. Der Präsident der New Yorker Rockefeller Universität nennt ihn eine Wissenschaftsikone. Blobel habe Außerordentliches für die Grundlagen von Zellbiologie und Biochemie geleistet.

Blobel wurde am 21. Mai 1936 im schlesischen Waltersdorf geboren. Gerade einmal acht Jahre alt, musste seine Familie Anfang 1945 vor der anrückenden Roten Armee fliehen. „Bis dahin war meine Kindheit eine Idylle aus dem 19. Jahrhundert“, schrieb er einmal über sein Leben. Auf dem Weg nach Westen kam die Familie durch Dresden. „Die vielen Türme und die wundervolle Kuppel der Frauenkirche waren sogar für die untrainierten Augen eines Kindes ein unglaublicher Anblick.“

Blobel wurde als Kind Zeuge der Zerstörung Dresdens

Kurz darauf wurde Blobel Zeuge, wie Bomben die Stadt in Brand setzen. „Das Feuer war so hell, dass man nachts Zeitung hätte lesen können, dabei waren wir viele Kilometer entfernt“, erzählte Blobel später der „New York Times“. „Nach dem Krieg sind wir zweimal durch Dresden gefahren und ich habe die unglaubliche Zerstörung gesehen. Damals habe ich mir geschworen: „Wenn es jemals die Chance gibt, dass ich helfen kann, das wiederaufzubauen, werde ich es machen“.

Rund ein halbes Jahrhundert später erhielt Blobel den Medizin-Nobelpreis - und stiftete den größten Teil des Preisgeldes dem Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche. Zudem setzte er sich für den Bau einer Synagoge, die originalgetreue Rekonstruktion des zerstörten Neumarktes und ein Friedensmuseum ein. Auf Blobels Initiative hin leitete die Unesco eine Untersuchung ein, ob das Weltkulturerbe Dresdner Elbtal durch den Bau der Waldschlößchenbrücke gefährdet sei - und erkannte den Titel 2009 ab.

Seine Arbeit als Biochemiker führte Blobel nach einem Studium in Frankfurt, München, Kiel und Freiburg an die Rockefeller Universität in New York. Dort lernte er die Kunsthistorikerin und Restaurantbetreiberin Laura Maioglio kennen - seine spätere Ehefrau.

Nobelpreis für seine molekularbiologische Forschung

Den Medizin-Nobelpreis erhielt Blobel 1999 für die Entdeckung, dass neugebildete Proteine mit einer Signalsequenz an den richtigen Platz in der Zelle kommen. Seine Signalpeptid-Theorie helfe, Erbkrankheiten und andere Leiden besser zu verstehen, bei denen Proteine fehlplatziert sind, hieß es in der Laudatio auf den Nobelpreisträger. „Ich sage meinen Studenten immer, dass wenn sie das, was sie forschen, nicht ihrer Oma erklären können, dass sie es dann auch selbst wahrscheinlich nicht verstehen“, sagte Blobel der „New York Times“.

Aufbau der Frauenkirche auch mit Blobels Hilfe

Auch das Bundesverdienstkreuz bekam der Forscher verliehen. 2005 wurde die Frauenkirche, deren Trümmer Blobel 1945 als Kind gesehen hatte, auch dank seiner Mithilfe als wiederaufgebautes Friedensmahnmal und Gotteshaus geweiht. Bis zuletzt war Blobel stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Vereins Friends of Dresden, der alljährlich den Dresden-Preis vergibt. Bei der Verleihung des Friedenspreises an den früheren US-Olympiasieger und Anti-Rassismus-Aktivisten Tommie Smith am Sonntag in der Semperoper war er nicht dabei. Nur Stunden später starb er in New York nach langem Krebsleiden. (dpa)

Christina Horsten

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