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Norwegen: Pflanzenarchiv im Frostboden

Auf Spitzbergen lagern Samen aus der ganzen Welt. In der Arche Noah für Pflanzen sollen im Laufe der kommenden Jahre 4,5 Millionen Proben aufbewahrt werden.

Es ist ganz normal, dass Arten aussterben und neue entstehen. Auch der Mensch hat seinen Anteil daran, indem er etwa Pflanzen für die Landwirtschaft kultiviert. Andererseits wird durch Industrie oder Städtebau der Lebensraum mancher Arten oft so eingeschränkt, dass sie aus der Gegend verschwinden. Um die Art zu erhalten, werden die Samen in speziellen Banken gesammelt. Für Deutschland hat das Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben (Sachsen-Anhalt) diese Aufgabe übernommen.

Seit Dienstag gibt es nun auch ein weltweites Samenarchiv. Es befindet sich im Permafrostboden von Longyearbyen auf Spitzbergen. „Die globale Samenbank ist die Arche Noah, um die biologische Vielfalt zu erhalten“, sagte zur Eröffnung Jens Stoltenberg, Ministerpräsident von Norwegen, zu dem Spitzbergen gehört. Insgesamt 4,5 Millionen Proben von Pflanzensamen sollen im Laufe der Jahre in den Stollen gelagert werden, die 120 Meter tief in die dauergefrorene Erde getrieben wurden. Die Außentemperatur liegt derzeit etwa bei Minus 15 Grad, im Innern wird auf Minus 18 Grad gekühlt.

„Die Bedingungen sind so gewählt, dass auch die Klimaerwärmung und Eisschmelze dem Samentresor nichts anhaben können“, sagt IPK-Experte Börner. In Gatersleben hat man Erfahrung mit sicherem Aufbewahren von Pflanzensamen. Schließlich lagern dort 150 000 Proben. „Dahinter verbergen sich rund 3000 botanische Arten wie Weizen oder Roggen“, erklärt der Pflanzenforscher. Begonnen habe man die Archivierung in den 1920er Jahren. Während der deutschen Teilung wurde parallel in Braunschweig eine allerdings kleinere Samenbank aufgebaut, die nach 1989 in das Gaterslebener Institut integriert wurde.

„Unsere Sammlung gehört jetzt zu den vier größten Samenbanken der Welt“, sagt Börner. Weltweit lagerten nach Schätzung der Welternährungsorganisation (FAO) derzeit rund sechs Millionen Muster in verschiedenen Samenbanken, davon seien rund zwei Millionen Unikate. Die parallele Lagerung in Spitzbergen soll sicherstellen, dass auch nach globalen Naturkatastrophen Samen für die Landwirtschaft bereitliegen.

IPK-Experte Börner sieht die Pflanzenarchivierung in Spitzbergen auch als „eine Art Weltkulturerbe“, zu dem sein Institut gerne beiträgt. So wurden fünf Kisten mit 2589 Samenmustern bereits von Gatersleben nach Spitzbergen geschickt, im April sollen weitere 7500 Proben folgen.

Paul Janositz

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