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OECD-Studie: Bildung bringt’s

Kita, Schule, Uni: Deutschland hat sich entwickelt – aber nicht schnell genug, meint die OECD.

Bildung lohnt sich – vor allem in Deutschland. Akademiker können hierzulande damit rechnen, im Lauf ihres Lebens mindestens 384 000 Dollar mehr zu verdienen als geringer Qualifizierte mit Ausbildung. Das sind nach aktuellem Wechselkurs gut 300 000 Euro. Der Staat profitiert ebenfalls: Jeder männliche Akademiker bringt der öffentlichen Hand im Schnitt 156 000 Dollar (120 000 Euro) Gewinn, verrechnet man die Bildungsausgaben mit den Steuern und Abgaben, die die Absolventen zahlen (siehe Grafik).

Das geht aus der Studie „Bildung auf einen Blick“ der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Deutschlands Bildungssystem habe in den letzten Jahren „eine gute Entwicklung genommen“, sagte Barbara Ischinger, Leiterin der OECD-Bildungsdirektion. So sei Deutschland das einzige OECD-Land, in dem trotz der Finanzkrise die Arbeitslosigkeit gesunken sei.

Bildungsausgaben

Die Autoren der Studie loben, die Finanzkrise habe in der Mehrzahl der OECD-Länder nicht zu sinkenden Ausgaben für die Bildung geführt. Allerdings konnte die OECD nur das erste Jahr nach der Krise, den Zeitraum von 2008 bis 2009, berücksichtigen. Für Deutschland verbucht die Studie in dieser Zeit steigende Ausgaben für die Bildung – einen Anteil von 5, 3 Prozent am Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber 4,9 Prozent im Jahr 2000. Doch bleibt Deutschland deutlich unter dem OECD-Durchschnitt von 6,2 Prozent.

Deutschlands Stärken

Bekanntermaßen ist offen, ob es Deutschland gelingt, ab 2013 so viele Kitaplätze aufzubauen, dass das Elternrecht auf einen Platz für unter Dreijährige umgesetzt werden kann. Beim Kitabesuch der älteren Kinder steht Deutschland allerdings gut da: Im Jahr 2010 besuchten von den Dreijährigen 89 Prozent eine Kita, im OECD-Schnitt nur 66 Prozent.

Die Zahl der Studienanfänger am Altersjahrgang stieg von 30 Prozent im Jahr 2000 auf aktuell 50 Prozent.

Die OECD-Experten zählen auch die „weit überdurchschnittlichen“ Gehälter der Lehrer zu den deutschen Stärken. Wegen der Überalterung der Lehrerschaft könne sich der finanzielle Anreiz als Vorteil bei der Rekrutierung junger Lehrer erweisen. So verdiene eine Lehrkraft in der deutschen Grundschule schon anfangs 46 456 US-Dollar (36 342 Euro). Im OECD-Schnitt gibt es nur 28 523 US-Dollar (22 318 Euro). Bis zum Laufbahnende können Grundschullehrer in Deutschland demnach auf 61 209 US-Dollar kommen (47 929 Euro).

Deutschlands Schwächen

Der Anteil der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss ist zwischen 2006 und 2010 zwar gesunken, aber nur leicht: von acht auf 6,5 Prozent.

Auch bei den Akademikern kommt Deutschland der OECD nach noch immer zu langsam voran. So führe Australien fast 70 Prozent eines Jahrgangs zum Hochschulabschluss, Deutschland erst 30 Prozent. Cornelia Quennet-Thielen, Staatssekretärin im Bundesbildungsministerium, warf der OECD allerdings vor, sie würde „die duale Ausbildung nicht richtig würdigen“. Die OECD steht hingegen auf dem Standpunkt, dass sie die deutsche Ausbildung an Fach- und Berufsfachschulen, etwa für Krankenschwestern und Erzieherinnen, sehr wohl berücksichtigt – die Zahl der Akademiker in Deutschland aber dennoch für zu gering hält.

Die OECD kritisiert auch die zu geringe Bildungsmobilität in Deutschland. Nur 20 Prozent der 25- bis 34-jährigen Erwerbstätigen seien höher gebildet als ihre Eltern, während 22 Prozent einen niedrigeren Abschluss haben. Auch diesen Befund wies die Staatssekretärin jedoch zurück. Der Nationale Bildungsbericht habe im Gegenteil ergeben, dass die Quote der Bildungsaufsteiger bei über 40 Prozent liege, die der Absteiger nur bei unter 15 Prozent.

Unzufrieden ist die OECD mit Deutschland weiterhin, wenn es um die Geschlechtergerechtigkeit geht. Eine Frau mit einer höheren Ausbildung verdient in Deutschland im Schnitt 44 Prozent weniger als ein Mann mit ähnlichem Abschluss.

Für Quennet-Thielen ist Deutschland „auf einem guten Weg zur Bildungsrepublik“. Ernst Dieter Rossmann, Bildungsexperte der SPD, nannte „Merkels Bildungsrepublik“ hingegen eine „Fata Morgana“.

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