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Ökologie: Rauchzeichen für Biokraftstoff

Texanischer Mesquitenbaum bietet sich eventuell als günstige Quelle für Biokraftstoff an

Der texanische Mesquitenbaum (auch Süßhülsenbaum) ist für seine Fähigkeit bekannt, einem klassischen Barbecue das typische Raucharoma zu verleihen. Doch hoffen texanische Forscher nun, mit seiner Hilfe auch die Abhängigkeit der USA von fossilen Brennstoffen reduzieren zu können.

Obwohl durchaus schon als "Treibstoff" für Barbecues bekannt und genutzt, werden Mesquitenbäume zumeist als invasive Plagegeister betrachtet. Alljährlich investieren Farmer und Steuerzahler mehrere Millionen Dollar, um die Bäume von den landwirtschaftlichen Nutzflächen zu entfernen, wo sie große Flächen beanspruchen und dem Weideland Nährstoffe entziehen.

Könnte man sich diese Bäume nun jedoch als Rohmaterial für Biokraftstoffe wie beispielsweise Ethanol zunutze machen, hätte man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, regt Jim Ansley an. Als Leiter eines Forschungsprojekts will er Anreize schaffen, die Bäume zu roden und das Holz für die Energiegewinnung nutzbar zu machen.

Doch das buschige Gewächs mit seinen bis zu 9 Metern Höhe zu beseitigen, ist nicht so einfach. Farmer haben es mit den verschiedensten Mitteln versucht: Pestizide, kontrolliertes Abbrennen, sogar Bulldozer kamen zum Einsatz. "Es zu entfernen ist schwierig, weil es so knorrig ist", erklärt Ansley. Er und seine Kollegen von der Texas Agricultural Experiment Station in College Station, Texas, arbeiten an Wegen, die Pflanzen wie gewöhnliches Erntegut einzubringen statt Baum für Baum zu roden. Dies setzt die Entwicklung einer sehr großen Maschine voraus, quasi ein Mähdrescher für ganze Bäume.

Baumernte

Bisher haben Ansley und seine Kollegen rund 70.000 Dollar in die Entwicklung eines "Mesquiten-Staubsaugers" investiert. Dieser sammelt Äste und Zweige ein, nachdem ein konventioneller Bulldozer die Bäume niedergemäht hat. Ein Rotor erfasst hier die holzigen Teile und fräst die Baumstümpfe ab, ohne den Untergrund zu beschädigen.

Eine einzige Maschine zu entwickeln, die sowohl das Fällen wie auch das Aufsammeln übernehmen könnte, muss mit rund einer halben Millionen Dollar veranschlagt werden, berichtet Ansley beim alljährlichen Kongress der Ökologischen Gesellschaft von Amerika in San Jose, Kalifornien, wo er sein Projekt vorstellte.

Ansley vermutet, dass von den rund 21 Millionen Hektar Fläche, die in Texas von Mesquitenbäumen befallen sind, rund 8 Millionen Hektar eine Wachstumsdichte aufweisen, die den Einsatz derartiger Erntemaschinen rentabel erscheinen lässt. Andere Länder mit gewaltigen landwirtschaftlichen Nutzflächen wie beispielsweise Australien könnten von einer solchen Entwicklung ebenfalls profitieren.

Der nächste Schritt bestehe darin, führt Ansley aus, genauer zu planen, wie die Mesquitenernte funktionieren kann. In diesem Zusammenhang denkt er an ein Netzwerk kleinerer Raffinerien, die das erwirtschaftete Holz des umliegenden Farmlandes verarbeiten würden. Das gewonnene Ethanol könnte weiter vertrieben werden und mit herkömmlichen Kraftstoffen gemischt werden, was die Umweltverträglichkeit erhöht. "Ich bin überwältigt von dem Interesse", sagt er. "Die Gemeinderäte aller ländlicheren Ortschaften in West-Texas stehen mit uns in Kontakt. Viele von ihnen denken, die Raffinerie haben wir ja sowieso schon."

Das ist jedoch noch lange nicht Realität.

Die Zukunft brennt

Das Interesse daran wächst, Ethanolkraftstoffe aus der Cellulose von Pflanzen zu gewinnen; Bäume und Gräser sind günstigere und effektivere Rohmaterialien, denn sie brauchen keinen oder nur wenig Dünger und verursachen daher auch keinen größeren Arbeitsaufwand.

Doch gibt es bislang keine kommerzielle Methode, holzhaltige Pflanzen wie Mesquiten auf ökonomisch sinnvolle Weise für die Herstellung von Biokraftstoffen zu nutzen. "Wir brauchen hier einen technischen Durchbruch", gibt Ansley zu.

Aber es gibt durchaus weitere Ansätze, Energie aus Pflanzen zu gewinnen. Ansley ist der Ansicht, dass kleinere Gemeinden mit dem Bau von "Biowärmeanlagen" beginnen könnten; hier könnte das Mesquitenholz verbrannt werden, um auf diese Weise in kleinem Umfang umweltfreundlichen Strom zu erzeugen. "In 50 bis vielleicht 100 Jahren stelle ich mir das als eine attraktive Lösung vor", meint er. "Eine solche Anlage könnte für eine Stadt den gleichen Stellenwert haben, wie Sonnenkollektoren oder ein kleines Windrad."

Und was ist mit dem einzigartigen Barbecue-Aroma? Könnte es bald schon der Vergangenheit angehören? Ansley erklärt, dass dieses invasiv wachsende Zeug ein bereitwillig nachwachsender Rohstoff ist, so dass es gewiss noch lange, lange Barbecues geben wird. "Ich glaube nicht, dass uns jemals die Mesquiten ausgehen werden", scherzt er.

Dieser Artikel wurde erstmals am 13.8.2007 bei news@nature.com veröffentlicht. doi: 10.1038/news070813-1. Übersetzung: Sonja Hinte. © 2007, Macmillan Publishers Ltd

Michael Hopkin

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