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Pharmaindustrie: Kinderimpfstoff: Auch zweites Serum wird knapp

Durch die Engpässe bei wichtigen Impfstoffen sieht der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Wolfram Hartmann, die Gesundheit von Kindern gefährdet.

Durch die Engpässe bei wichtigen Impfstoffen sieht der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Wolfram Hartmann, die Gesundheit von Kindern gefährdet. Der Ausfall des Sechsfachimpfstoffes „Infanrix Hexa“ von Glaxo-Smith-Kline lasse sich zwar mit einem Fünffachimpfstoff überbrücken. Damit könne aber keinesfalls ein ganzer Geburtsjahrgang beliefert werden, sagte Hartmann dem Tagesspiegel.

Das bestätigte der Hersteller Sanofi. Weil die meisten Ärzte den Sechsfachimpfstoff nutzten, würden nur noch geringe Mengen des Fünffachimpfstoffes produziert. Der Sechsfachimpfstoff schützt gegen Diphtherie, Wundstarrkrampf, Kinderlähmung, Keuchhusten, Haemophilus influenzae und Hepatitis B. Beim Fünffachimpfstoff fehlt die Hepatitis-B-Komponente. „Wir können die Lücke kurz überbrücken, aber sicher nicht länger als einige Wochen“, sagte ein Pressesprecher von Sanofi. Nach Angaben von Glaxo-Smith-Kline sollen allerdings schon Mitte Februar wieder Dosen von „Infanrix Hexa“ ausgeliefert werden.

Hartmann ist dennoch überzeugt, dass es Kinder geben wird, für die weder Sechsfach- noch Fünffach-Impfstoff vorhanden ist. „Der Fünffachimpfstoff wird vorne und hinten nicht reichen“, sagte er. Es gebe aber keine Einzelimpfstoffe gegen Keuchhusten und das Bakterium Haemophilus influenzae. „Gerade die sind für Säuglinge aber lebensgefährlich.“

Von einer Katastrophe zu sprechen sei dennoch übertrieben, sagte Hartmann. Ärzte sollten sich nun auf Erstimpfungen konzentrieren und die Auffrisch-Impfungen verschieben. Außerdem sollten sich alle Kontaktpersonen gegen Keuchhusten schützen. „Insbesondere bei Großeltern gibt es da große Impflücken.“

Dem Pharmaunternehmen GlaxoSmith-Kline warf Hartmann vor, aus rein wirtschaftlichen Gründen das Wohl der Kinder vernachlässigt zu haben. „Der Schweinegrippeimpfstoff war das profitablere Geschäft.“ Ähnlich äußerte sich die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Elke Ferner. Sie sagte der Deutschen Presse-Agentur, das Vorgehen der Hersteller sei unverantwortlich.

„Diese Vorwürfe weisen wir entschieden zurück“, sagte ein Sprecher von Glaxo-Smith-Kline. Man sei sich seiner Verantwortung bewusst und die Lieferschwierigkeiten von „Infanrix Hexa“ seien auch nicht auf die Produktion des Schweinegrippeimpfstoffes zurückzuführen. Dieser sei zudem weniger profitabel als die Kinderimpfstoffe. Kai Kupferschmidt

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