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Polen: Deutsches Zentrum in Breslau vor dem Aus

Das Willy-Brandt-Zentrum in Breslau steht vor der Auflösung. Er habe seinen Arbeitsplatz zum 1. Oktober räumen müssen, sagte der bisherige Direktor des renommierten deutsch-polnischen Instituts, Krzysztof Ruchniewicz, dem Tagesspiegel.

Es sei nicht gelungen, die Vereinbarung über die Finanzierung des 2002 gegründeten Zentrums durch den Deutschen Akademischen Auslandsdienst (DAAD) und die Uni Breslau um fünf Jahre zu verlängern. Auf einen Entwurf für eine Neuordnung des Zentrums habe die Unileitung nicht reagiert. Auch eine Übergangslösung lehne sie ab.

Mit Ruchniewicz mussten acht weitere Mitarbeiter gehen. Lediglich zwei bleiben am Institut. Damit könnten Lehre und Forschung nicht mehr geleistet werden, sagt Ruchniewicz. Die Universität setzte jetzt ihre Prorektorin als Interimsdirektorin ein. Aus Breslau ist zu hören, dass die Politikwissenschaftlerin kein Deutsch spricht.

"Wichtige Stimme verstummt"

Bereits im Juli hatte es geheißen, die Universität wolle das Zentrum schließen. Rektor Leszek Pacholski mahnte „dringende Reformen“ an – sagte aber, er stehe grundsätzlich zum Zentrum. Spekulationen, eine mögliche Schließung könne auch mit den derzeitigen Problemen in den polnisch-deutschen Beziehungen zusammenhängen, wies er zurück. Die Unileitung war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Ruchniewicz bedauert, dass „mit der Auflösung des Instituts eine wichtige Stimme verstummt, die in der deutsch-polnischen Krisensituation vermitteln könnte“.

Das Zentrum wurde 2002 im Beisein des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder und des früheren polnischen Ministerpräsidenten Leszek Miller eröffnet – als bilaterales Prestige-Projekt. Es ist eines von 14 Instituten für Deutschland- und Europastudien weltweit und wurde mit jeweils 250 000 Euro vom DAAD und von der Uni finanziert. (ry/tiw)

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