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Wissen: Präsidenten wollen mehr Kooperation

Die von Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) geplante Superuni wird weiter kontrovers diskutiert. Nachdem die Pläne tagelang auf teils heftigen Widerstand stießen, kommt nun auch Unterstützung aus der Berliner Wissenschaft.

Die von Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) geplante Superuni wird weiter kontrovers diskutiert. Nachdem die Pläne tagelang auf teils heftigen Widerstand stießen, kommt nun auch Unterstützung aus der Berliner Wissenschaft.

Detlev Ganten, Vorstandsvorsitzender der Charité, kritisierte scharf, dass Zöllners Vorschlag „nun in Kuratorien und Hörsälen zerrissen wird“. Die Unis müssten konstruktiver mitarbeiten, sagte Ganten am Freitag bei der Diskussion „Exzellenz in Berlin“ in der Urania. Zöllner mache „endlich ernst bei der stärkeren Verknüpfung von Hochschulen und außeruniversitären Forschungsinstituten“, lobte Jürgen Kocka, FU-Historiker und bis vor kurzem Präsident des Wissenschaftszentrums Berlin. Auch der Präsident der HU, Christoph Markschies, sagte, die Berliner Wissenschaft müsse „besser zusammenarbeiten und dafür auch neue Formen finden“.

Im Grundsatz scheint Einigkeit zu herrschen, doch Zöllners konkreter Vorschlag einer neuen Institution, die Wissenschaftler der vier Berliner Unis und von vier Forschungseinrichtungen zusammenbringen soll, wurde auch weiter kritisiert: „Ein völlig unausgereiftes Papier“ habe der Senator präsentiert, sagte Günter M. Ziegler, Mathematiker an der TU Berlin. Einzelne Maßnahmen seien schlichtweg nicht durchführbar.

Ganten verteidigte den Senator und zog Parallelen zur Zusammenlegung der Universitätsmedizin vor einigen Jahren. Damals wie heute gehe es um gemeinsame Strukturen, mit denen man besser und sichtbarer werde. „Auch bei uns ging das nicht ohne Widerstände, heute profitieren wir von der Marke Charité.“

Über die Widerstände gegen Zöllners „International Forum of Advanced Studies“ aus den Hochschulen brauche man sich nicht zu wundern, sagte Kocka. Der Exzellenzwettbewerb habe das Selbstbewusstsein der Unis gestärkt, nun wollten die Sieger „Zeit, um mit diesem neuen Pfund zu wuchern“, so Kocka, der an der gerade zur Eliteuni gekürten FU forscht.

Berlin soll als Wissenschaftsstadt international sichtbarer werden – darüber waren sich alle einig. „Doch ohne eine gemeinsame Dachmarke funktioniert das nicht“, warnte Ganten. HU-Präsident Markschies will hingegen mit der Konstruktion nicht beim Dach beginnen, sondern „von unten her zusammenbauen“. Man müsse von den Fächern ausgehen.

Wie das funktionieren kann, hat TU-Mathematiker Ziegler gezeigt. Er ist sowohl Sprecher der hochschulübergreifenden Berlin Mathematical School, die im Elitewettbewerb ausgezeichnet wurde, als auch am Forschungszentrum Matheon beteiligt, das Wissenschaftler der drei Unis und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen vereint. Das Matheon sei bereits weltweit eine Marke.

Eine solche Marke soll auch die Berliner Wissenschaft werden. Ob die Superuni der richtige Weg dahin ist, bleibt weiter umstritten. Kocka rief die Unis auf, „offensiver mit Zöllners Vorschlag umzugehen“ und die Gelegenheit zu nutzen, „die Idee im eigenen Sinn weiterzuentwickeln.“ Fabian Reinbold

Fabian Reinbold

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