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Wissen: „Private sind nicht besser“

Bildungsökonom stellt Studie zu Privatschulen vor

Die Zahl der Privatschüler in Deutschland wächst stetig. Nach Daten aus einer Studie des Bildungsökonomen Manfred Weiß vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (Dipf) in Frankfurt am Main steigerten die Schulen in freier Trägerschaft ihren Marktanteil im Schuljahr 2008/09 auf 7,7 Prozent der Schülerinnen und Schüler. 2005/06 lag der Anteil der Privatschüler bei 7,1 Prozent. Weiß hat im Auftrag der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung und des Netzwerks Bildung untersucht, ob die Privatschulen leistungsfähiger sind als staatliche Schulen. Die Studie wird am morgigen Mittwoch in Berlin vorgestellt.

Weiß gilt als Kritiker der Privatschulen, hat in zahlreichen Publikationen und Interviews etwa kritisiert, dass sie die Chancengleichheit in der Bildung gefährdeten. Zu welchem Urteil über die Leistungsfähigkeit der Privatschulen Weiß kommt, lässt sich aus einem Aufsatz für die Fachzeitschrift „Die deutsche Schule“ ablesen: „Bei den Gymnasien fällt der Leistungsvergleich insgesamt zugunsten der staatlichen Schulen aus“, schreibt Weiß. Diese Publikation von 2008 beziehe sich auf den Leistungsvergleich, der auch in der Studie für die Friedrich-Ebert-Stiftung dokumentiert sei, teilte Weiß auf Anfrage mit. 15-Jährige, die an staatlichen Gymnasien unterrichtet werden, hätten einen „moderaten Leistungsvorsprung“ vor Gleichaltrigen an Privatgymnasien. Lediglich an den privaten Realschulen schnitten die 15-jährigen Mädchen beim Lesen und bei den Naturwissenschaften besser ab, als an staatlichen Mittelschulen. Die Datenbasis der jüngsten Privatschuluntersuchungen von Weiß stammt aus der Ergänzungsstudie zu Pisa 2000, in der erstmals die Schülerleistungen der deutschen Bundesländer verglichen wurden.

Trotz seiner grundsätzlichen Kritik konstatiert Weiß eine „steigende Attraktivität“ von Privatschulen. Tatsächlich schnitten sie beim Schulklima besser ab als staatliche Schulen. Die 15-Jährigen Privatschüler fühlten sich von ihren Lehrern besser unterstützt, die Eltern seien zufriedener – trotz größerer Klassen an Privatschulen.

Aktuelle Daten liefert Weiß nach einer Ankündigung der Friedrich-Ebert-Stiftung auch zur Klientel der Privatschulen: Entscheidend sei der Bildungsstand der Eltern und nicht das Haushaltseinkommen. Zwei Drittel der Privatschüler besuchten Schulen in kirchlicher Trägerschaft. -ry

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