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Das Loch, das vermutlich ein Mikrometeorit in der Nacht zum Donnerstag in die Sojus-Raumkapsel der ISS geschlagen hat, ist gestopft.

© ESA/Nasa/Alexander Gerst/dpa

Raumfahrt mit Hindernissen: Loch in der ISS gestopft

War es ein winziger Meteorit, der ein Loch in die Internationale Raumstation gerissen hat? Experten diskutieren auch andere Möglichkeiten.

Nach dem Abdichten eines Risses in der Sojus-Raumkapsel forschen Experten nach der Ursache des Lecks. Man gehe zwar davon aus, dass ein Mikrometeorit die Kapsel getroffen habe, sagte ein Vertreter der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos am Freitag. Aber auch andere Möglichkeiten sollten untersucht werden. Materialprobleme könnten nicht ausgeschlossen werden, hieß es.

Zwei Millimeter großer Riss

In der Nacht auf Donnerstag war in der russischen Kapsel ein rund zwei Millimeter großer Riss entstanden. Er hatte einen Druckabfall in der Raumstation ausgelöst, die in rund 400 Kilometern Höhe die Erde umrundet. Der Vorfall sei für die Besatzung um den Deutschen Alexander Gerst ungefährlich gewesen, betonte Roskomsos. Die Raumfahrer hatten das Leck mit einem klebstoffgetränkten Spezialtuch abgedichtet. "Der Luftdruck ist normal, es wurden auch keine weiteren Risse gefunden", hieß es.

Der deutsche Raumfahrtexperte Ulrich Walter zweifelte daran, dass ein Meteorit den Schaden an der Kapsel verursacht hat. "Vielleicht hat es einen Produktionsfehler gegeben und die Russen haben nicht richtig gearbeitet», sagte er "Spiegel Online". Risse oder Löcher könnten auch durch mechanische Beanspruchung im All entstehen.

Seiner Ansicht nach reicht die bisherige Abdichtung nicht aus, um den Riss dauerhaft zu schließen. "Ein Lappen ist ja nicht ganz luftdicht. Der hält zwar den großen Luftstrom ab, aber ein bisschen lecken wird er trotzdem", sagte Walter. Weitere Reparaturarbeiten seien deshalb dringend notwendig.

Zusätzliche Lecks ausgeschlossen

Roskosmos betonte jedoch, das Leck sei vollständig abgedichtet. Die Besatzung habe überprüft, ob Luft austrete oder weitere Risse in der Raumkapsel entstanden seien. Dies könne eindeutig ausgeschlossen werden, erklärte die Behörde. Ein Außeneinsatz sei nicht erforderlich. Neue Abdeckungen würden aber geprüft.

Der normale ISS-Betrieb sollte bereits am Freitag wieder aufgenommen werden. Die Sojus-Kapsel, die an der ISS angedockt ist und die Raumfahrer wieder zur Erde bringen soll, könne ohne Probleme weiter verwendet werden, erklärte Roskosmos.

"Gestern hat sich wieder gezeigt, wofür unser Notfalltraining gut ist", twitterte Gerst. Gemeinsam mit der Crew und den Raumfahrtbehörden auf der Erde habe man das kleine Leck schnell finden und verschließen können. Die Raumfahrer werden vor ihrem Einsatz auf mögliche Unfälle minutiös vorbereitet.

Lecks und Risse an der Außenwand der ISS sind nicht ungewöhnlich. Ein winziger Splitter hatte 2014 ein Sonnensegel durchschlagen und nur knapp eine wichtige ammoniakführende Röhre des Solarmoduls verfehlt. Die ISS musste zudem schon mehrfach heranrasendem Weltraumschrott wie etwa Teilen von ausrangierten Satelliten ausweichen. (dpa)

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