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Sommeruniversität an der Uni Kairo.

© Georges Khalil

Regionalstudien in Berlin: Senatorin Yzer streicht bei der Forschung

Das Berliner Forum Transregionale Studien soll die Förderung durch die Senatsverwaltung für Wirtschaft verlieren. Unterstützer sind empört, ein einzigartiges Austauschprogramm stehe vor dem Aus.

Das Berliner Forum Transregionale Studien sieht sich vor dem Aus. Der 2009 am Wissenschaftskolleg gegründete Verbund soll ab 2014 seinen Landeszuschuss von rund 1,7 Millionen Euro verlieren. Hintergrund sind die im Juni vom Senat beschlossenen Haushaltskürzungen für 2014/15. Das Forum vernetzt Forschung zu einzelnen Weltregionen mit anderen Disziplinen, lädt internationale Stipendiaten nach Berlin ein und veranstaltet Workshops. Finanziert wird es seit 2012 aus dem Forschungsetat der Wirtschaftssenatorin – ein Ergebnis der Ressortaufteilung zwischen den Senatsverwaltungen für Wissenschaft und Wirtschaft. Durch die Ausgliederung aus der Wissenschaftsverwaltung sei die außeruniversitäre Forschung offensichtlich besonders kürzungsgefährdet, kritisiert Luca Giuliani, Rektor des Wissenschaftskollegs.

Aufgrund der Berliner Haushaltssituation könnten im Rahmen der „gezielten Forschungsförderung“ nur noch die außeruniversitären Aktivitäten vom Land finanziert werden, die es nach Vereinbarungen mit anderen Ländern und dem Bund verpflichtend kofinanzieren muss, heißt es auf Anfrage aus der Wirtschaftsverwaltung. Das Forum Transregionale Studien zähle nicht dazu.

Betroffen sind Mitarbeiter und gut 30 Stipendiaten

An der Senatsförderung hängen acht Stellen in der Geschäftsstelle des Forums und gut 30 Stipendien für Postdoktoranden, sagt Giuliani. „Wenn der Senat bei seinem Beschluss bleibt, ist das Programm tot.“ Betroffen wären Projekte wie „Rechtskulturen“, in dem Nachwuchswissenschaftler die Verankerung von Rechtssystemen in den Kulturen ihrer Regionen untersuchen, und „Zukunftsphilologien“, in dem sich etwa Sinologen und Arabisten über den Umgang mit alten Texten verständigen.

An der bedrohlichen Situation ändere auch die laufende Förderung des Forums durch das Bundesforschungsministerium (BMBF) nichts, immerhin 3,5 Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre. Für das Geld soll die Berliner Einrichtung in Kooperation mit der Max-Weber-Stiftung, die die Arbeit der Deutschen Geisteswissenschaftlichen Institute im Ausland organisiert, ein deutschlandweites Netzwerk der Regionalstudien aufbauen. Außerdem entsteht mit der Bundesförderung ein neues Programm des Berliner Forums: Art Histories soll Kunsthistoriker aus aller Welt durch Stipendien und Workshops ermöglichen, globale Perspektiven einzunehmen.

Giuliani sieht Senatorin Yzer im Wort

Diese vom BMBF geförderten Projekte bräuchten wie die anderen Vorhaben des Forums die senatsfinanzierte Geschäftsstelle als Plattform, sagt Giuliani. Er sieht Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) im Wort, die Förderung fortzusetzen. Deren Vorgängerin Sybille von Obernitz habe dies in Aussicht gestellt, falls es dem Forum gelinge, die zusätzliche Finanzierung durch das BMBF einzuwerben.

Empört äußern sich auch Unterstützer des seit 1996 existierenden Berliner Programms „Europa im Nahen Osten – der Nahe Osten in Europa“, das seit 2009 unter dem Dach des Forums betrieben wird. Dieses „einzigartige Programm, das sich dem wissenschaftlichen Austausch zwischen Europa und der arabischen und muslimischen Welt widmet“, gelte es zu stärken anstatt zu beschneiden, schreiben beteiligte Professoren in einem Offenen Brief an den Senat, darunter Beshara Doumani, Professor für Nahostgeschichte an der Brown Universität (USA) und Biray Kolluoglu, Professorin für Soziologie an der Bogazici Universität in Istanbul. Gerade angesichts der Demokratiebewegungen im Nahen Osten und ihrer Gefährdung sei der freie Austausch von Wissenschaftlern auf neutralem Berliner Boden unentbehrlich.

Vor zwei Jahren musste das Forum schon einmal Kürzungen hinnehmen, damals wurde eine Zusage der Wissenschaftsverwaltung von 2,5 Millionen Euro aber lediglich um eine Million gesenkt. Damals hieß es aus dem Senat, die mittelfristige Förderung sei „politisch gewollt“.

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