zum Hauptinhalt

RICHTIG BEHANDELT: Schmerztherapie: Weniger kann mehr sein

Stellen Sie sich vor, sie hinken mit akutem Kreuzschmerz zum Arzt. Der röntgt sie nicht, gibt Ihnen keine Spritze, bloß ein Rezept.

Stellen Sie sich vor, sie hinken mit akutem Kreuzschmerz zum Arzt. Der röntgt sie nicht, gibt Ihnen keine Spritze, bloß ein Rezept. Er schickt Sie nicht ins Bett und schreibt Sie nicht krank, allenfalls für zwei, drei Tage. Sie sind enttäuscht, meinen vielleicht, der Doktor wolle an Ihnen sparen und denken schon daran, zum nächsten zu gehen. Aber halt! Ihr Arzt hat genau das Richtige getan und gelassen. Er hat sich die Zeit genommen, Sie nach möglichen physischen und auch psychischen Gründen für Ihren Rückenschmerz zu fragen und Sie körperlich sehr gründlich zu untersuchen. Und er hält Überflüssiges von Ihnen fern.

Genau dies empfiehlt die „Nationale Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz“, an der 33 Fachgesellschaften jahrelang gearbeitet haben. Sie entspricht dem internationalen Stand des Wissens, warnt vor nutzlosen Untersuchungen und Behandlungen, empfiehlt nur das, was wirksam sein könnte und Ihnen vielleicht hilft. Der gesamte Text ist im Internet frei zugänglich: www.versorgungsleitlinien.de/themen/kreuzschmerz/index_html. Dort findet man auch zu einer verständlichen Kurzfassung: Patientenleitlinie zur nationalen Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz.

SINNLOS UNTERM MESSER

Besonders die Rückenleidenden sollten auf der Hut sein.Die Chirurgen sprachen auf ihrem Kongress in Berlin sehr offen über die vielen überflüssigen Operationen. Von den Krankenhäusern werden sie zum Operieren gedrängt, weil es Geld bringt. Es geht nicht nur um diese oft unnützen Eingriffe. Zum Beispiel Gelenkspiegelungen oder Leistenbruchoperationen seien gleichfalls nicht immer notwendig, meint der Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, Joachim Jähne. Die Musterverträge der Deutschen Krankenhausgesellschaft sehen Zuschläge („Boni“) für Chefärzte vor, denen es zum Beispiel gelingt, „Fallzahlen und insbesondere die Menge lukrativer Leistungen zu steigern“. Das sagte der scheidende Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, Hartwig Bauer, und erteilte solchen Anreizen eine klare Absage. R.St.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false