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In einer Gruppe von Schulkindern blickt ein Mädchen, dass einen medizinischen Mund-Nasen-Schutz trägt nach hinten.

© Nicolas Armer/dpa

Schule, Corona und die Ukraine-Krise: Schulen sollen offenbleiben und brauchen mehr Geld für das Aufholprogramm

Die Kultusminister wollen Schulschließungen wegen Corona weiter vermeiden. Priorität hätten Förderunterricht gegen die Lernlücken und Integration von Ukrainern.

Die Inzidenzen steigen wieder, doch die Linie der Kultusministerkonferenz (KMK) bleibt dieselbe wie in den zurückliegenden Corona-Wellen. Angestrebt wird „größtmögliche Normalität im Schuljahr 2022/23“.

Bei ihrer aktuellen Sitzung, die am Freitag in Berlin zu Ende ging, einigte man sich darauf, „auch das kommende Schuljahr im schulischen Regelbetrieb und in der zurückgewonnenen Normalität zu starten“, wie KMK-Präsidentin Karin Prien (CDU) erklärte.

Die Schulschließungen hätten „tiefe Lücken in die Bildung gerissen“, stellte auch Hamburgs Schulsenator Ties Rabe, Sprecher der SPD-regierten Länder, fest. Deshalb bleibe es dabei, Schulschließungen zu vermeiden. Für einen erneuten Online-Unterricht gibt es auf Nachfrage des Tagesspiegels keine Pläne.

Selbstverständlich aber werde man die Infektionsdynamik im Blick behalten „und mit Augenmaß über die Wiedereinführung von Schutzmaßnahmen“ – wie etwa das Tragen von Masken im Unterricht – entscheiden, betonte Prien.

Ein Schwerpunkt im neuen Schuljahr müsse es sein, Kinder und Jugendlichen mit Lerndefiziten intensiv zu fördern, sagte Ties Rabe. Doch das vom Bund mit zwei Milliarden Euro finanzierte „Aufholprogramm nach Corona“ für Förderangebote sowie sozialpädagogische Projekte läuft Ende 2022 aus.

Aufholprogramm: Kultusminister fordern 500 Millionen Euro zusätzlich

Weil die Lernlücken vor allem bei sozial- und bildungsbenachteiligten Schüler:innen dann noch lange nicht ausgeglichen seien, fordert die KMK vom Bund zusätzlich 500 Millionen Euro für eine Verlängerung.

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Als Fortsetzung der Ad-hoc-Maßnahmen müssten zudem die im Koalitionsvertrag der Ampel angekündigten „Startchancen“ zügig anlaufen, forderte Rabe. Damit sollen „mehr als 4000 allgemein- und berufsbildende Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler“ modern, klimagerecht und barrierefrei ausgebaut werden, sowie eine „zeitgemäße Lernumgebung und Kreativlabore“ erhalten.

Hinter einem schmiedeeisernen Tor mit Ukraineflaggen und Friedenstauben in gelb-blau ist ein Schulgebäude zu sehen.
Sehr willkommen, aber noch sind nicht alle jungen Ukrainer:innen, die in Deutschland leben, in den Schulen angekommen.

© Marcus Brandt/dpa

Allerdings fehlten bereits vielerorts Lehrkräfte, um das Aufholprogramm vollumfänglich umzusetzen, hieß es. Hinzu komme die Belastung der Schulen durch bundesweit bislang 140 000 zusätzliche Schüler:innen aus der Ukraine, die aus den Willkommensklassen schnellstmöglich in Regelklassen aufgenommen werden sollen.

Viele ukrainische Kinder und Jugendliche noch nicht in Schulen

Allein für ihre Betreuung würden 7000 neue Vollzeitstellen gebraucht. Die KMK bekräftigte, dass die Kinder und Jugendlichen in das hiesige Schulsystem integriert werden sollten und Deutsch als Bildungssprache im Vordergrund stehe.

Ukrainisch-Unterricht und kulturelle Angebote in der Heimatsprache sind demnach aus KMK-Sicht zweitrangig: Wo die Möglichkeit besteht, könne der Unterricht auf freiwilliger Basis auch solche Elemente beibehalten und (Online)-Unterricht nach dem ukrainischen Curriculum sei Privatsache.

[Lesen Sie dazu den Appell unsers Kolumnisten Jan-Martin Wiarda: Gebt ukrainischen Schülern die Bildung, die sie brauchen!]

Betont wurde die für die unter 16-jährigen Flüchtlinge geltende Schulpflicht in Deutschland. Die Zahl der Schüler:innen, die noch nicht im Schulsystem angekommen sind, wird laut dpa auf 100.000 geschätzt. In Hamburg würden 4500 Neuankömmlinge unterrichtet und 700 Familien, die ihre Kinder bislang an keiner Schule angemeldet haben, hätten jetzt schriftliche Einladungen erhalten, sagte Rabe.

Beim Lehrkräftemangel, der im Fokus des Nationalen Bildungsberichts stand, dürfe „keine Tabus mehr geben“, betonte Prien. So werde überlegt, „wie wir Lehrkräfte aus der Ukraine langfristig binden können“, die Frage stelle sich auch für andere Herkunftsländer. Ein weiterer Weg – neben mehr Lehramtsstudierenden und besseren Studienbedingungen – seien multiprofessionelle Teams, in denen etwa Sozialarbeiter die Lehrkräfte noch stärker entlasten.

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