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Schweinegrippe: "Geprüft, wirksam, sicher"

Experten verteidigen die Schweinegrippe-Impfung gegen Kritik.

Experten aus Wissenschaft und Politik haben die Impfung gegen die Schweinegrippe gegen Kritik in Schutz genommen. Die in Deutschland und Europa zugelassenen Impfstoffe seien „geprüft, wirksam und sicher“, sagte Gesundheits-Staatssekretär Klaus Theo Schröder am gestrigen Mittwoch in Berlin. In Deutschland soll mit der Impfung am 26. Oktober begonnen werden, wobei zunächst Beschäftigte im Gesundheitswesen, chronisch Kranke und Schwangere geimpft werden sollen.

Die Impfung war in den letzten Tagen in die Kritik geraten. So hatte der Hallenser Mikrobiologe und Tagesspiegel-Kolumnist Alexander Kekulé von einem „Impf-GAU“ gesprochen und behauptet, dass Deutschland „die falschen Impfstoffe gekauft“ habe. Besonders umstritten sind die in den Impfstoffen Pandemrix und Focetria vorhandenen Impfverstärker (Adjuvantien). Sie werden dem Impfstoff beigemischt und sind eine „Brille“ für das Immunsystem, die das Erkennen der Krankheitserreger erleichtert. Ohne Verstärker wird mehr Viruseiweiß (Antigen) benötigt, der Verstärker „streckt“ also den Impfstoff. Außerdem soll er auch Schutz gegen Schweinegrippeviren verleihen, die genetisch bereits verändert sind, Driftvarianten genannt.

Nach Ansicht Kekulés rechtfertigt der meist harmlose Verlauf der Pandemie nicht den Einsatz von Verstärkern, mit denen nur „sehr begrenzte Erfahrungen“ vorliegen würden, die zudem stärkere Nebenwirkungen hätten und auch nach Ansicht der Ständigen Impfkommission nicht für Schwangere empfehlenswert seien.

Musterimpfstoffe, auf deren Basis die jetzt zugelassenen Schweinegrippe-Impfstoffe entwickelt wurden, seien an Tausenden von Versuchspersonen getestet worden, hielt ein Vertreter des für die Impfstoffzulassung zuständigen PaulEhrlich-Instituts dem entgegen. Bei einem Impfstoff wie Pandemrix würden die Hälfte der Geimpften überhaupt keine Probleme haben, bei den Nebenwirkungen würden Schwellung, Rötung und Schmerzen an der Einstichstelle überwiegen, daneben komme es zu Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber trete nur selten auf.

Impfstoffe mit Verstärkern seien für Schwangere zugelassen und könnten im Einzelfall nach Abwägung auch eingesetzt werden. Das Paul-Ehrlich-Institut verhandle aber mit dem Hersteller eines Impfstoffs ohne Verstärker. Dieser könne günstigstenfalls Ende November vorliegen. Aus ethischen Gründen ist keiner der drei in der EU zugelassenen Schweinegrippe-Impfstoffe an Schwangeren getestet worden.

Den Vorschlag Kekulés, einfach den Verstärker dem Impfstoff nicht beizumischen und die Impfdosis entsprechend zu erhöhen, lehnte der Institutssprecher als „unverantwortlich“ ab, da ein solcher Impfstoff nicht entsprechend getestet worden ist.

Irritationen hatte in den letzten Tagen auch hervorgerufen, dass die Bundeswehr einen eigenen Impfstoff ohne Verstärker bestellt hatte, den in der Zellkultur produzierten Impfstoff Celvapan der Firma Baxter. Er enthält komplette, nicht mehr vermehrungsfähige Viren. Nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts ist dieser aber Pandemrix und Focetria nicht überlegen. Er sei „weniger stark geprüft, aber akzeptabel“. Die Nebenwirkungen entsprechen denen der anderen Impfstoffe. Da er in Zellen und nicht im Hühnerei produziert werde, könne er bei Hühnereiallergie von Vorteil sein.

Das Robert-Koch-Institut rechnet für die nächsten Wochen mit deutlich mehr Fällen von Schweinegrippe. Bislang gebe es nur eine leicht zunehmende Tendenz, die Lage sei „wenig verändert“. Offiziell gemeldet seien in Deutschland 23 000 Infektionen, zwei Todesfälle seien aufgetreten. Damit ist der Anteil der Todesfälle in der Bundesrepublik um das Zehnfache niedriger als in anderen Ländern. Der Sprecher des Robert-Koch-Instituts führte das auf früh eingeleitete Schutzmaßnahmen zurück, die die Verbreitung gebremst hätten. Außerdem sei die medizinische Versorgung sehr gut. Trotzdem sei es „unverantwortlich“, das Virus als vollkommen harmlos zu bezeichnen.

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