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Experiment. Ob der Impfstoff wirklich gegen Ebola schützt, kann nur im Ausbruchsgebiet getestet werden. Zunächst ging es um die Verträglichkeit und die Frage, ob eine Immunantwort erzeugt wird.

© dpa

Sicherheitstests abgeschlossen: Impfstoff gegen Ebola ist gut verträglich

Nach monatelanger Arbeit verkündeten nun Forscher aus Europa, Afrika und den USA, dass der Merck-Impfstoff gegen Ebola sicher ist und eine Immunantwort erzeugt. Die Schutzwirkung wird nun in Guinea untersucht.

Fieber, Gelenkschmerzen, ein Ausschlag, Müdigkeit. Nichts, was man nicht von anderen Lebendimpfstoffen – etwa gegen Masern – kennt. „Die Nebenwirkungen waren mild bis moderat“, sagt Marylyn Addo, die am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf für das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung tätig ist. Dieser Impfstoffkandidat gegen Ebola sei vielversprechend. Bereits eine einzige Spritze erzeugte bei gesunden Freiwilligen eine Immunantwort gegen Ebola. Ob sie ausreicht, um vor der Infektion zu schützen, wird nun in Guinea getestet. In Westafrika haben sich bisher 25 178 Menschen angesteckt, 10 445 sind an Ebola gestorben.

Bei dem Merck-Impfstoff, der insgesamt 210 gesunden Freiwilligen in Deutschland, der Schweiz, Kenia, Gabun und den USA gespritzt wurde, handelt es sich um abgeschwächte, ungefährliche Vesikuläre Stomatitis-Viren (VSV). Sie schleusen ein Ebola-Eiweiß in menschliche Zellen ein, damit das Immunsystem Antikörper dagegen bilden kann. Die Impfviren waren kurze Zeit im Blut, nicht aber im Speichel oder im Urin nachweisbar, schreiben die Forscher im Fachblatt „New England Journal of Medicine“. Die Entwicklung dieses Impfstoffs begann einst an der Universität Marburg.

Seit September gab es keine Pause für die Forscher

Dass sich in Notlagen alle Verantwortlichen zusammenraufen und innerhalb kurzer Zeit Tests am Menschen möglich machen, sei „inspirierend“, sagt Addo, die die Studie in Deutschland leitete. Ende August klingelte ihr Handy, da saß sie gerade in einem Café in der Toskana. Seitdem gab es keine Pause mehr für sie und ihre Kollegen. Knapp eine Woche später beriet sie gemeinsam mit anderen Experten auf einem WHO-Treffen in Genf, wie man verschiedene Ebola-Vakzine testen sollte. 38 Megabyte regulatorische Dokumente und vier Anträge auf Fördermittel weiter gab Anfang November die Ethikkommission in Hamburg ihr Okay. Dort wurde am 17. November der erste Freiwillige geimpft. „Es war eine extreme Zeit“, sagt sie. „Wenn ich nachts um drei eine E-Mail an Kollegen geschickt habe, hatte ich um vier eine Antwort.“

Anstrengend waren die Tests auch für die Freiwilligen. Sie wurden fünf Tage stationär überwacht. Immer wieder wurde ihnen Blut abgenommen, Leber und Niere untersucht. Monatelang wird ihre Gesundheit kontrolliert. Trotzdem hatten die Forscher keine Probleme, Probanden zu finden.

In Guinea ist das anders. 10 000 Menschen sollen dort in den nächsten sechs bis acht Wochen geimpft werden, jeweils Kontakte von neu entdeckten Fällen. So soll im besten Fall ein Schutzring zum Rest der Bevölkerung gebildet werden. Doch Gerüchte lassen die Menschen zögern, teilweise kam es zu Angriffen. „Das ist furchtbar, die Impfung ist so wichtig“, sagt Stefan Becker von der Universität Marburg, der an der Studie beteiligt ist. „Wenn die Aufklärung vor Ort nicht früh und umfassend genug gestartet ist, war das grob fahrlässig.“

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