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Als Römer verkleidete Studierende gehen in einem Trauermarsch über den Campus.

© picture alliance/dpa

Sparen an Hochschulen in Sachsen: Leipzig lässt kleine Fächer vorerst leben

Die Fächer Archäologie, Theaterwissenschaft und Pharmazie an der Uni Leipzig sollten abgewickelt werden. Doch jetzt werden wieder Studienanfänger immatrikuliert. Sicher ist die Rettung aber nicht.

Eine Pompa funebris, eine klassisch römische Beerdigung, haben die Leipziger Archäologie-Studierenden veranstaltet. 2014 trugen sie mit Pauken und Trompeten ihr Institut zu Grabe, als Protest gegen die Sparvorgaben der CDU-FDP-Staatsregierung in Dresden. Doch jetzt stehen die Zeichen auf Wiederbelebung.

Archäologie, Theaterwissenschaft und Pharmazie an der Uni Leipzig sollen weitergeführt werden. Es werde „aller Voraussicht nach zum kommenden Wintersemester in alle Studiengänge noch einmal immatrikuliert“, teilt das Rektorat mit. Das ist zunächst so vorläufig, wie es klingt. In SPD-Kreisen ist aber bereits von der Rettung der drei Studiengänge die Rede, von einem Verhandlungserfolg für die Sozialdemokraten, die seit November wieder in der Hochschulpolitik das Sagen haben. Für Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange sei es das dringendste Anliegen, das Stellenstreichprogramm der Vorgängerregierung zu stoppen.

Mehr als 1000 unbefristete Stellen wollte die Koalition aus CDU und FDP bis 2020 kürzen, verteilt auf die 14 sächsischen Hochschulen. 50 Millionen Euro hätte der Freistaat damit pro Jahr weniger ausgegeben. Die Hochschulen ließen sich vor fünf Jahren auf diesen Plan ein. Dann aber wurde der Uni Leipzig klar, dass diese Rosskur hauptsächlich an ihr hängen bleiben würde. Denn der größeren TU Dresden, die sich als Exzellenz-Uni behaupten soll, bleibt das Sparen erspart.

Das Aus für die drei kleinen Fächer sollte ein Befreiungsschlag sein

Die Leipziger wollten nicht mit dem Rasenmäher kürzen, als Befreiungsschlag verkündeten sie das Aus für die drei kleinen Fächer. Mit fünf Stellen weniger in der Theaterwissenschaft, dreien in der Archäologie und vier in der Pharmazie sollten in allen drei Instituten demnächst die Lichter ausgehen. Archäologen und Apotheker würden dann in Sachsen nicht mehr ausgebildet – Theaterleute im ganzen Osten nicht mehr. Rektorin Beate Schücking sprach von der harten, aber unvermeidlichen „Amputation gut funktionierender Muskelgruppen“ am Hochschulkörper. Dabei erfreuen sich alle drei Fächer guter Nachfrage. Gleichzeitig steigen die Einschreibezahlen an sächsischen Hochschulen trotz des demografischen Wandels kontinuierlich.

Die damalige Hochschulministerin Sabine von Schorlemer (parteilos), selbst Jura-Professorin in Leipzig, erhielt den Spardruck trotzdem aufrecht, verwies bei den daraus folgenden Streichungen aber auf die Hochschulautonomie. Um den Andrang der Studierenden zu bewältigen, riet sie zu befristeten Assistenten dort, wo es eng wird. So sollte die sächsische Hochschulpolitik bis 2020 aussehen.

Schorlemers Nachfolgerin hat nun die Reißleine gezogen. Allerdings sollen die Rettungsmaßnahmen erst in drei Jahren greifen. „Den von Schwarz-Gelb mit den Hochschulen vereinbarten Stellenabbau bis 2016 konnten wir nicht rückgängig machen“, sagt der SPD-Landtagsabgeordnete Holger Mann. Die gute Nachricht für die Leipziger Uni lautet: Ab 2017 bleiben 754 Stellen erhalten, die Schwarz-Gelb schon abgeschrieben hatte. Die weniger gute Nachricht: Bis 2016 müssen noch 44 Stellen weg.

Am aussichtsreichsten ist die Lage in der Pharmazie

Wo aber sollen die gespart werden, wenn nicht bei den kleinen Fächern? Darüber schweigt sich die Uni derzeit aus. Das Ministerium in Dresden will da keine Vorgaben machen. „Die Uni hat das intern für sich entschieden“, sagt Sprecher Andreas Friedrich. Jetzt müsse sie selbst dafür sorgen, dass ihre Studienanfänger auch in Leipzig abschließen können.

Vage sieht es noch für Archäologie aus. Das Leipziger Institut hat starke Konkurrenz in Jena und Halle und zudem einen veritablen Standortnachteil: Die Staatlichen Kunstsammlungen als natürlicher Partner sitzen in Dresden, das Landesmuseum für Archäologie in Chemnitz, beides weit weg. Trotzdem ist Marco Blechschmidt vom Fachschaftsrat „zurzeit guter Hoffnung“. Auch die Theaterwissenschaft mit ihrem angeschlossenen Tanzarchiv muss noch bangen, derzeit reicht die Perspektive bis 2017, dann verabschieden Staatsregierung und Hochschulen einen neuen Plan. Am aussichtsreichsten scheint die Lage in der Pharmazie, weil Sachsen für den Apotheker-Nachwuchs sorgen muss. Hier steht schon fest, dass zum Wintersemester 36 Neueinsteiger immatrikuliert werden.

Christine Keilholz

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