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Grün ist die Farbe des Lebens - hier allerdings nicht. In den Gewässern des Dallol-Vulkans stammt die Farbe von reduziertem Eisen.

© Puri López-García

Sterile Landschaften: Forscher finden einen Ort ganz ohne Leben

Hitze, Strahlung, ätzende Chemie, doch fast überall gibt es ein an die Extreme angepasstes Leben. Aber - was Astrobiologen ernüchternd finden - eben nur fast.

Forscher sind immer wieder überrascht, unter welch extremen Bedingungen sie Mikroben finden. Dazu gehören mehr als 100 Grad heiße Tiefseequellen, tiefe Sedimentschichten und intensiver Kälte und Strahlung ausgesetzte Hochgebirgsfelsen. Komplett lebensfreie Zonen sind auf und nahe der Erdoberfläche fast unbekannt. Eine solche beschreibt ein spanisch-französisches Forscherteam jetzt aber im Magazin „Nature Ecology & Evolution“: die vulkanischen Thermalquellen von Dallol in Äthiopien.

pH-Werte unter Null

Das Wasser dort ist heiß, sehr salzhaltig und so sauer, dass der pH-Wert teilweise negativ ausfällt. Die Forscher widersprechen mit ihren jetzt publizierten Daten Kollegen, die vermeldet hatten, mikrobielles Leben sei dort möglich. Felipe Gómez vom "Centro de Astrobiología" in Madrid hatte gemeinsam mit Kollegen erst im Mai im Fachmagazin "Scientific Reports" von Funden winziger Mikroorganismen dort berichtet. Wie der Name seines Arbeitsplatzes schon erwarten lässt, ging es Gómez dabei aber eher um die Bedingungen, unter denen Leben jenseits der Erde möglich sein könnte, als auf ihr.

Das Team um Puri Lopez Garcia vom Französischen Nationalen Forschungszentrum CNRS ist sich nun sicher, Gómez und dessen Kollegen widerlegt zu haben. Mit einer Vielzahl von Methoden und größter Sorgfalt, Kontaminationen zu vermeiden, komme man zu dem Schluss, dass es kein Leben in den heißen Gewässern des Dallol-Vulkans in der Afar-Senke gebe. Gómez' Ergebnisse führt Lopez Garcia einerseits auf Kontaminationen etwa durch Archaeen aus der nahegelegenen Wüste zurück, anderseits auf dessen Interpretation von Kristallstrukturen von Siliziumdioxid als Mikrobenhüllen.

"Chaotropie"

Lopez Garcia sagte, entsprechend sei auch auf anderen Planeten, wo solche Bedingungen herrschen könnten, Leben mit einer der irdischen ähnlichen Biochemie nicht zu erwarten. Sie warnte, gerade im Bereich der sogenannten Astrobiologie müsse man bei der Interpretation von Ergebnissen besonders vorsichtig sein, bevor man weitreichende Schlussfolgerungen im Sinne von möglichem Leben auf anderen Himmelskörpern ziehe.

Das Team glaubt anhand seiner Ergebnisse auch definieren zu können, was die Leben unmöglich machenden Bedingungen von Dallol ausmacht: Einerseits seien dies die "chaotropischen" Eigenschaften der Magnesiumsalze in vielen der heißen Tümpel und so schwarzen und gelben Seen dort. "Chaotropie" bedeutet, dass Bedingungen herrschen, unter denen Fette und andere Biomoleküle unweigerlich zerstört werden. Andererseits sei eine Kombination von extremen Salzgehalten, extremen pH-Werten und großer Hitze ebenfalls lebensverhindernd.

Eine Ironie birgt die Tatsche, dass es gerade ein Ort in der Afar-Senke ist, an dem Leben unmöglich scheint, auch noch: Die Gegend gilt, seit dem Fund des "Lucy" benannten "Australopithecus afarensis" 1974 als die - oder zumindest eine - Wiege des menschlichen Lebens.

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