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Junge Männer schauen sich eine Ausbildungswerkstatt bei Siemens an.

© Thilo Rückeis

Streit um Akademisierung: Wissenschaftsrat will Ausbildung und Studium fördern

Oberstufenschüler sollen von ihren Schulen gleichberechtigt über duale Berufsausbildungsgänge und über Studiengänge informiert werden, fordert der Wissenschaftsrat. Außerdem sollen beruflich Qualifizierte leichter an die Uni kommen.

Der Wissenschaftsrat fordert eine systematische Berufs- und Studienorientierung von Schülern in der Sekundarstufe II. Dies sei nötig, damit die Jugendlichen eine informierte und bewusste Entscheidung für eine Berufsausbildung oder für ein Studium treffen können, erklärte der scheidende Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Wolfgang Marquardt, am Montag in Berlin. Vor dem Hintergrund der Diskussion um die zunehmende Akademisierung zulasten der dualen Berufsausbildung erklärte Marquardt, beide Ausbildungswege seien die „Beine, auf denen die Leistungs- und Innovationsfähigkeit unseres Landes steht“.

In schulischen Informationsveranstaltungen müssten die beruflichen und die akademischen Ausbildungswege gleichberechtigt vorgestellt werden, heißt es in den „Empfehlungen zum Verhältnis von beruflicher und akademischer Bildung“ des Wissenschaftsrats. Die Vielzahl der öffentlich finanzierten Angebote zu den verschiedenen Ausbildungsgängen sollte im Internet in einem „Bildungsnavigator“ zusammengeführt werden.

Mehr Übergänge zwischen Beruf und Hochschule

Bund und Länder fordert der Wissenschaftsrat auf, die Durchlässigkeit zwischen Berufs- und Hochschulbildung in beide Richtungen zu erhöhen. So sollten beruflich Qualifizierte ohne Abitur auch ohne Fachbindung studieren können – und ohne Berufserfahrung nachweisen zu müssen. Im Beruf erworbene Fähigkeiten sollten andererseits verstärkt auf Studienleistungen angerechnet werden, um Zeitverluste zu vermeiden. Gleichzeitig sollten Studierenden mehr Übergänge in die berufliche Bildung angeboten werden. Der Wissenschaftsrat empfiehlt auch, Ausbildungsangebote wie das duale Studium, in denen berufspraktische und wissenschaftliche Inhalte verbunden werden, auszubauen. So ausgebildete Fachkräfte seien besonders gut auf die zukünftigen Anforderungen in der Arbeitswelt vorbereitet.

Kritisch sieht der Wissenschaftsrat die Situation der Wissenschafts- und Hochschulforschung in Deutschland. Sie sei „nicht ihrer gesellschaftlichen Bedeutung entsprechend aufgestellt“. Die Kritik richtet sich in erster Linie an das 2013 aus dem Hochschul-Informations-System (HIS) in Hannover hervorgegangenen Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW). Es soll perspektivisch um das Berliner Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung (IFQ) erweitert werden. Auf dem Weg dahin sei aber noch viel zu tun, mahnt der Wissenschaftsrat. So müssten zügig ein Zentrum für Forschungsdaten aufgebaut und Langzeitstudien in beiden Feldern methodisch weiterentwickelt werden. Außerdem gelte es, ein Graduiertenzentrum für die Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlern zu etablieren.

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