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Streit um den "Einheitslehrer" in Berlin: Die CDU stellt Kompromiss mit SPD infrage

Der Streit um den "Einheitslehrer" in Berlin droht wieder aufzubrechen. Die CDU, die zunächst einem Kompromiss über die Lehrerausbildung zugestimmt hatte, sieht jetzt wieder "Beratungsbedarf".

Offenbar bricht in der Berliner Koalition der Streit um den „Einheitslehrer“ wieder auf. Aus der Berliner CDU ist zu hören, der im Mai gefundene Kompromiss über die neue Lehrerbildung sei wohl doch zu wenig: „Das reicht nicht“, heißt es auf Anfrage.

Der Kompromiss der Koalition besteht darin, dass das Studium angehender Gymnasiallehrer getrennt ist vom Studium angehender Lehrer der Integrierten Sekundarschulen (ISS). Die Ausbildung der Lehrer „erfolgt in zwei verschiedenen Masterstudiengängen“, lautet die Formulierung im Gesetzentwurf vom Juni – ganz im Sinne der CDU. Sie wollte damit die Einführung eines „Einheitslehrers“ verhindern, der aus ihrer Sicht schließlich zur Abschaffung des Gymnasiums führen könnte.

Die SPD hatte sich für alle Lehrer der Oberschule ein gemeinsames Masterstudium gewünscht. Schließlich führen beide Schultypen zum Abitur, und die pädagogischen wie fachwissenschaftlichen Anforderungen an die Lehrer überlappen sich erheblich, argumentierte die SPD. Dabei konnte sie sich auf die Empfehlung der von Bildungsforscher Jürgen Baumert geleiteten Berliner Expertenkommission stützen. Auch Fachleute an den Berliner Universitäten halten es für sinnlos, die Lehrer der Oberschule getrennt auszubilden.

Der Gesetzentwurf berücksichtigt den Wunsch der SPD insofern, als dass er keine gravierenden Unterschiede zwischen beiden Studiengängen vorschreibt: Der einzige Unterschied im Studium besteht demnach darin, dass ein Teil der Lehrerstudierenden sein Praxissemester am Gymnasium ablegt, ein anderer Teil an der ISS. „Das Praxissemester ist zu wenig, das Studium muss sich in jedem Semester unterscheiden. Wir brauchen Spezialisten“, ist nun aber aus der CDU zu hören.

Zwei getrennte Programme würden Unis überfordern

Wie ernst es der CDU-Fraktion damit ist, muss unklar bleiben. Die Schulexperten wollen sich nicht äußern. Offen ist auch, ob CDU-Fraktionschef Florian Graf noch hinter dem Kompromiss steht, den er mit SPD-Fraktionschef Raed Saleh gefunden hat: „Wir wollen uns nicht äußern, es gibt noch Beratungsbedarf“, sagt Michael Thiedemann, der Pressesprecher der CDU-Fraktion.

Für die Universitäten wären neue Wünsche aus der Politik ein großes Ärgernis. Sie arbeiten längst daran, ein Konzept im Sinne des Gesetzentwurfs zu erarbeiteten. Dieses würde dann hinfällig. Vor allem gehen die Unis davon aus, dass zwei völlig getrennte Programme mit speziellen Fach- und Pädagogikkursen ihre Lehrkapazitäten völlig übersteigen würden. Die eigens für die ISS-Studierenden zu schaffenden Kurse würden außerdem kaum besucht werden, denn die Masse der Studierenden strebt schon jetzt ins Gymnasialamt. An der FU hofft man, dass es bei dem Kompromiss bleibt.

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