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Studentenproteste: Österreichs Studierende auf der Straße

In Wien und anderen österreichischen Universitätsstädten protestieren Studierende gegen schlechte Studienbedingungen und die Einführung von Bachelor und Master.

Tag sechs des Studentenprotests riecht, wie es nun mal riecht, wenn ein großer Raum – das Audimax der Wiener Universität – schon fast eine Woche lang von bis zu 500 Studierenden besetzt ist. Sie schlafen da, essen, machen Musik und sie wollen dableiben, bis ihre Forderungen erfüllt sind. Immer dringender geht es vielen Fachschaftsgruppen um den unbeschränkten Zugang zum Master-Studium, um mehr Transparenz in den Aufnahmeverfahren für Bachelor-Studiengänge und um „ein selbstbestimmtes Leben und Lernen“, wie es heißt.

In den vergangenen Tagen ist der Unmut zur Protestbewegung geworden; auch in Graz, Linz und Klagenfurt sind Hörsäle besetzt. Am gestrigen Mittwoch gingen die Studierenden landesweit zu Tausenden auf die Straße. In Wien legte der Protestzug am späten Nachmittag den Verkehr in der Innenstadt lahm. Viele Professoren hatten ihren Studenten frei gegeben, damit sie auf die Straße gehen können. Auf Plakaten forderten sie „Reiche Eltern für alle“ und mahnten „Schweigen heißt zustimmen“.

Personell richten sich die Proteste vor allem gegen den amtierenden österreichischen Wissenschaftsminister Johannes Hahn von der konservativen ÖVP. Hahn hat Zugeständnisse bisher abgelehnt. Unlängst noch hatte der Minister versucht, eine ganz andere Debatte im Land loszutreten. Im Verein mit dem Rektor der Innsbrucker Universität, Karlheinz Töchterle, will Hahn wie berichtet dagegen vorgehen, dass zu viele Deutsche an österreichischen Unis eingeschrieben seien. 18 000 sollen es im Sommersemester gewesen sein. Die protestierenden Studenten wollen nun Zulassungsbeschränkungen verhindern, mit denen der Ansturm deutscher „Numerus-clausus-Flüchtlinge“ gestoppt werden soll. Sie wehren sich gegen die geplante Wiedereinführung von Studiengebühren, kämpfen für bessere Studienbedingungen – und gegen den aus ihrer Sicht „neoliberalen“ Geist der neuen Studiengänge. Selbst die medizinischen Fakultäten der Universitäten Innsbruck und Wien haben sich inzwischen den Protesten angeschlossen.

Gestern veröffentlichten Studierende einen offenen Brief mit Forderungen an Hahn, an Bundeskanzler Werner Faymann, Finanzminister Josef Pröll und den Rektor der Uni Wien, Georg Winckler. Hahn kündigte Medienangaben zufolge an, sich am Donnerstag mit Vertretern der streikenden Hochschüler treffen zu wollen.Mirko Weber, Wien (mit dpa)

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