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© ddp

Studentenproteste: Uni hungert Studierende aus

Polizei räumt Hörsaal an der Ludwig-Maximilians-Universität München. In Berlin und Potsdam wird unterdessen weiter protestiert - Hochschulen wollen die Besetzungen tolerieren.

Die Universität München hat am Montag das von Studierenden besetzte Audimax räumen lassen – in Berlin und Potsdam wollen die Unileitungen dagegen die Besetzungen weiter tolerieren. Mithilfe der Polizei beendete die Leitung der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) die sieben Wochen dauernde Besetzung durch Studierende. LMU-Präsident Bernd Huber hatte die Einsatzkräfte angefordert. Die LMU war die letzte besetzte Hochschule in Bayern.

Die Studenten protestierten gegen Studienbedingungen, die Probleme mit den neuen Bachelor-Studiengängen und Studiengebühren. Unipräsident Huber warf ihnen vor, sie hätten sich von den Interessen der Mehrzahl der Studenten entfernt. „Wir sind nicht bereit, die LMU für allgemein politische Ziele in Geiselhaft nehmen zu lassen“, sagte er. Den Besetzern warf er Sachbeschädigungen vor.

Huber geht von Schäden in Höhe von 100 000 Euro aus. So seien Scheiben eingeworfen, Türen aufgebrochen und Wände mit Parolen beschmiert worden. Außerdem liege überall Abfall herum. Neutrale Berichterstatter wurden von der Uni nicht in das Gebäude gelassen. Der Präsident verteidigte die Räumung vor allem mit den erheblichen Beeinträchtigungen des Vorlesungsbetriebs. Die Polizei war am Montag mit 30 bis 50 Beamten vor Ort und begleitete die 22 Protestierenden aus dem Gebäude. Diese seien widerstandslos gegangen, teilte die Polizei mit.

Bereits über die Weihnachtsfeiertage hatte die Unileitung den Druck auf die Studenten erhöht. Sie ließ ab Freitag niemanden mehr in das Gebäude und versuchte, die Versorgung der Besetzer mit Lebensmitteln zu unterbinden. Die Studenten warfen Huber vor, sie „aushungern“ zu wollen. Studierende versorgten die Besetzer von außen mit Proviant. An einem Seil wurde eine Kiste mit Lebensmitteln in den zweiten Stock des Unigebäudes gezogen.

Huber kritisierte, dass die Besetzer Anfang Dezember von ihm gemachte Kompromissvorschläge nicht akzeptiert hätten. Er bot die Zulassung einer verfassten Studierendenschaft an. In Bayern wurden die verfassten Studierendenschaften 1973 abgeschafft. Außerdem bot die Uni-Leitung an, die Höhe der Studiengebühren von 500 Euro pro Semester zu überprüfen.

Von Hunger, geschweige denn „aushungern“, ist in Berlin an der Freien Universität nichts zu spüren. Während der Weihnachtsfeiertage blieben auch hier rund 20 Besetzer im Hörsaal 1A in der Rostlaube. Dass sie nicht nur bester Stimmung, sondern auch optimal verpflegt waren, zeigen zwei Koch-Videos, die sie bei Youtube einstellten. Bis zum 4. Januar sieht die FU keine Maßnahmen gegen die Behauser des Hörsaals vor – schon gar keine Räumung. Allerdings gebe es Bedingungen, hieß es aus der Uni: Die Besetzer dürften nichts zerstören und müssten wieder säubern, was sie dreckig machten. Nach dem 4. Januar wolle sich die Unileitung dann mit den Studenten zusammensetzen und diskutieren, den Besetzern ein Ausweichquartier vorschlagen. Denn der Hörsaal 1A – der zweitgrößte Hörsaal der FU – werde bald wieder gebraucht.

Auch im Treppenhaus der Humboldt-Universität, vor dem Audimax, wurde an den Weihnachtstagen gemeinsam gekocht. Rund 15 Studenten hielten die Stellung. „Wir haben Anliegen und die hören nicht an Weihnachten auf“, sagte einer der Besetzer am Wochenende. Ein Ende ihres Streiks sei vorerst nicht geplant, berichteten die Studenten. Anfang Januar solle bei einer Vollversammlung über das weitere Vorgehen beraten werden. Sprecher der Humboldt-Universität waren am Montag nicht zu erreichen. An der Uni Potsdam, wo etwa 20 Studenten das Audimax besetzt halten, hieß es, die Besetzung werde vorerst hingenommen – bis zum Ende der Weihnachtspause Anfang Januar. Es gebe jedenfalls keine Absichten, den großen Hörsaal zu räumen. ( mit ddp)

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