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Engagiert. Neuen pädagogischen Konzepten für ihre Schulen widmen sich Rektoren gern, aufwändige Leistungstests organisieren sie ungern, ergab eine Umfrage.

© dpa

Studie zu Rektoren in der Schule: Schulleiter wollen keine Manager sein

Schulleiter fühlen sich von Verwaltungsaufgaben überlastet: Das zeigt eine neue Studie. 16 Prozent sind sogar schon fast im Burn-out. Ein Lichtblick bleibt der eigene Unterricht.

Mit der Schulleitung steht und fällt die Schule. Doch wie aus engagierten Lehrkräften gute Rektoren und Rektorinnen werden, ist bundesweit kaum geregelt. Lediglich Baden-Württemberg macht seit Neuestem Schulleiterseminare zur Voraussetzung. In einigen anderen Ländern werden die Führungskräfte erst dann offiziell in ihrer Position bestätigt, wenn sie an Fortbildungen teilgenommen haben, andere empfehlen solche Seminare nur. Dabei gibt es viel zu lernen. „Schulleiter sind nicht einfach Lehrkräfte mit besonderen Aufgaben, sondern Manager, die Personal- und Unterrichtsentwicklung beherrschen, die in der Schule und über die Schule hinaus vernetzen“, sagt Stephan Huber, Bildungsforscher am Institut für Bildungsmanagement und Bildungsökonomie (IBB) in Zug (Schweiz).

Was eine gute Schulleitung ausmacht und welche Aufgaben Rektoren besonders belasten, zeigt eine von Huber geleitete Umfrage in Deutschland (mit Teilnehmern aus Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt), Österreich und der Schweiz. Die Studie wurde am Montag in Berlin vorgestellt, beteiligt waren auch der Allgemeine Schulleitungsverband Deutschland (ASD) und die Stiftung der Deutschen Wirtschaft.

Huber und sein Team haben knapp 5400 Schulleiterinnen und Schulleiter befragt, 755 führten außerdem über drei Wochen ein elektronisches Tagebuch über ihren Arbeitsaufwand.

Als Risikogruppe, die sich sehr belastet fühlt und „schon im Burn-out ist oder kurz davor“, bezeichnet Huber 16 Prozent der Schulleiter. Sie beurteilen ihre Einsatzbereitschaft, ihre berufliche Belastung und ihre emotionale Erschöpfung als hoch. Neben dieser Gruppe, die sich „sehr belastet“ sieht, beschreiben sich allerdings jeweils 42 Prozent als „mittel belastet“ und „wenig belastet“.

Unabhängig vom Grad der Belastung sind sich die Lehrer durchweg einig, welche ihrer Aufgaben sie als besonders unangenehm empfinden. In allen drei Ländern sind die Bereiche Verwaltung und Organisation, die mit 31 Prozent den größten Teil der Arbeitszeit ausmachen, unbeliebt. Sie werden zudem als weitgehend sinnlos empfunden. Wenig beliebt sind wegen des großen organisatorischen Aufwandes auch Schulleistungstests wie Pisa, doch die werden immerhin für sinnvoll gehalten, betont Huber. Ein Lichtblick ist der eigene Unterricht, der immerhin 23 Prozent der Arbeitszeit in Anspruch nimmt und zu den Vorlieben der Rektoren gehört. Gerne widmen sie sich auch der „pädagogischen Entwicklung“. Reformen, die vom Ministerium verordnet werden, setzen sie aber ungern um.

Das Missverhältnis von einem großen Anteil der Verwaltungsaufgaben und drohender Überlastung vor allem in diesem Bereich spricht dafür, dass sich viele Schulleiter als Manager schwer tun. Selbst die charismatischsten Typen könnten nur „wirklich erfolgreich sein, wenn sie andere einladen, die Schule mitzugestalten“, sagt Huber. Denn ebenso wenig wie Stressresistenz fällt soziale Unterstützung vom Himmel. Gefragt seien also ein gutes Gesundheitsmanagement und eine gute Aufgabenverteilung in der Schulleitung und im gesamten Kollegium.

Die „kooperative Führung“ einer Schule stößt aber an Grenzen, wenn stellvertretende Schulleiter nur ein bis zwei Stunden pro Woche dafür freigestellt werden, sagt Gudrun Wolters-Vogeler aus dem Vorstand des Schulleitungsverbandes. Dies und die organisatorische Überlastung der Schulleitungen hätten zu einem gravierenden Nachwuchsproblem geführt. Bundesweit seien 1200 Schulleitungsstellen unbesetzt, bei den Stellvertretern sei es ein Vielfaches.

Huber und Wolter-Vogeler fordern eine obligatorische „Ausbildung zum Schulleiter“. Ein solches Weiterbildungsangebot wäre gleichzeitig die beste Personalwerbung. Und die könne nicht früh genug anfangen. Schon im Studium sollten künftige Lehrkräfte identifiziert werden, die sich zutrauen, einmal eine Schule zu leiten, sagt Huber. Ein entsprechendes Förderprogramm nennt die Stiftung der Deutschen Wirtschaft „Kompetenz für Leadership“.

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