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Zwei Studierende sitzen in der Mensa und unterhalten sich.

© picture alliance / dpa

Studie zu Startchancen ins deutsche Berufsleben: Keine Willkommenskultur für internationale Studierende

Wer international studiert, gilt als hochqualifiziert. Trotzdem fällt es den Absolventen oft schwer, in Deutschland einen Job zu finden. Das soll sich ändern.

Viele internationale Studierende würden nach ihrem Studium gerne in Deutschland einen Job aufnehmen. Firmen wünschen sich das auch, sind die Studierenden doch gut ausgebildet und gelten als ideale Fachkräfte. Wunsch und Wirklichkeit entsprechen dennoch nicht immer einander. Ganz im Gegenteil zeigen Studien immer wieder, dass nur wenige internationale Absolventen hierzulande wirklich Arbeit finden: Sei es, weil sie sich nicht willkommen fühlen (wie unlängst eine Umfrage der Uni Halle zeigte), sei es, weil sie an den deutschen Behörden scheitern oder schlicht nicht wissen, worauf es bei einer Bewerbung in Deutschland ankommt. So bleibt schließlich nur die Hälfte aller internationalen Absolventen in Deutschland – und von denen suchen viele auch ein Jahr nach ihrem Examen noch nach Arbeit.

Um ihre Startchancen ins deutsche Berufsleben zu verbessern, sollten internationale Studierende mehr Praktika absolvieren und sich freiwillig engagieren – das empfiehlt jetzt der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR). Freiwilliges Engagement helfe beim Aufbau persönlicher Netzwerke: Studierende lernen so mehr Menschen kennen, die ihnen bei der Praktikumssuche oder bei Bewerbungsschwierigkeiten helfen können. Oft würden sie auch die für sie wichtigen aufenthaltsrechtlichen Bestimmungen besser kennen.

Das geht zumindest aus einer Umfrage der SVR unter mehr als 2500 internationalen Master-Studierenden in Deutschland hervor. Demnach gehen schon jetzt drei Viertel dieser Studierenden mindestens einer freiwilligen Tätigkeit nach. Ein Drittel hat drei oder mehr Ehrenämter: bei sportlichen und kulturellen Aktivitäten, in Hochschulgremien oder bei sozialen Organisationen. „Das kommt der ganzen Gesellschaft zugute“, erklärt Cornelia Schu, Direktorin des SVR-Forschungsbereichs.

Hürden beim Zugang zur Arbeitswelt

Dass es mit dem Berufseinstieg dennoch oft nicht so sehr klappt wie gewünscht, dürfte wohl denn auch viel mehr daran liegen, dass es für internationale Studierende Hürden beim Zugang zur Arbeitswelt gibt. Das zeigt sich schon bei Praktika: Nur 32 Prozent der befragten Studierenden hatte bisher ein Praktikum absolviert.

Die Studie erklärt das damit, dass ein Praktikum für internationale Studierende oft kontraproduktiv wirkt. Ein freiwilliges Praktikum könnte ihre Studienzeit verlängern – was sie aber vermeiden sollten, da ihr Aufenthaltstitel an die Regelstudienzeit gebunden ist. Bezahlte Praktika gelten zudem als Nebenjob. Da internationale Studierende nur maximal 120 Tage im Jahr arbeiten dürfen, sind gerade schlecht bezahlter Praktika doppelt unattraktiv – stehen sie doch in Konkurrenz zu besser bezahlten anderen Nebentätigkeiten, die Studierende vielleicht nicht beruflich weiterbringen, dafür aber für den Lebensunterhalt notwendig sind. Während für Bildungsinländer Praktika selbstverständlich seien, „scheitern viele internationale Studierende an damit verbundenen Auflagen“, kritisiert die Studie.

Pflichtpraktika würden helfen

Die SVR fordert daher, den Zugang zu Praktika für internationale Studierende zu vereinfachen – mittels Praktika würden Studierende schließlich die Arbeitswelt besser kennen lernen, was bei späteren Bewerbungen helfe. Vorteilhaft könnten Pflichtpraktika sein, die in den Stundenplan integriert sind. Studierende würden dann anders als bei freiwilligen Praktika keine Zeit mehr verlieren. Hier seien die Hochschulen gefordert, sie müssten ihre Lehrpläne verändern und Studierende besser beraten, heißt es. Bisher ist laut der Curricula nur jeder dritte internationale Master-Student zu einem Praktikum verpflichtet. In englischsprachigen Studiengängen ist die Quote sogar noch geringer (26,7 Prozent).

Integriert werden sollten in die Curricula auch ehrenamtliche Tätigkeiten. Solche „Service-learning-Seminare“ – in deren Rahmen sich Studierende in fachlich passenden, gemeinnützigen Projekten engagieren – bieten einige Hochschulen bereits an. Über ein Ehrenamt gelinge schließlich auch die Integration internationaler Studierender besser: Wer sich engagieren, spreche in der Regel besser Deutsch und habe mehr Kontakt zu den Einheimischen.

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