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Mehrfach gestört. Bewerber sollten längst bequem online ihren Studienplatz finden. Doch die technischen Probleme waren zu groß.

© picture-alliance/ dpa

Studienplätze: Ratlos bei der Unizulassung

Das neue bundesweite Bewerbungsportal für Studienplätze ist eine Pannengeschichte. Im Bundestag zeigen sich Experten ratlos, wie es damit weitergehen soll. Ein Fahrplan für die Rettung des Portals scheint nicht in Sicht.

Wie geht es weiter mit dem bundesweiten Bewerbungssystem, das Abiturienten die Suche nach einem Studienplatz erleichtern soll? Eine flächendeckende Einführung zum nächsten Herbst ist wie berichtet gescheitert. Zumindest ein Pilotbetrieb sollte dann aber starten, doch auch der Termin wird infrage gestellt. Bei einem „zügigen Vorgehen“ sei der Probelauf erst zum Sommersemester 2013 realistisch, sagte bei einem Fachgespräch im Bildungsausschuss des Bundestags am Mittwoch der IT-Unternehmer Stephan Sachse. Der „Echtbetrieb“ könne zum Wintersemester 2013/14 starten. Sachse ist Chef der Datenlotsen GmbH, die einige Unis mit Campusmanagement-Systemen ausstattet und die mit der staatlichen Hochschulinformations GmbH (HIS) konkurriert, die von vielen für das Scheitern verantwortlich gemacht wird.

Über das Portal sollen sich Abiturienten bundesweit zentral für NC-Fächer bewerben können. Der Bund hat dafür 15 Millionen Euro ausgegeben. Aber technische Probleme verzögern das Projekt immer wieder. Zuletzt war die Einführung daran gescheitert, dass nur 40 statt 180 Hochschulen an das System technisch angebunden werden können.

Im Bundestag erweckten die Experten nicht den Eindruck, dass es einen konkreten Fahrplan für die Rettung des Systems gibt. Selbst wie der Pilotbetrieb aussehen soll, ist offen. Ob ein Probebetrieb mit wenigen Unis überhaupt Sinn macht, wurde von mehreren Befragten bezweifelt. Überlegt werde auch, den Betrieb zunächst in wenigen Massenfächern zu testen, wie Micha Teuscher, Vorsitzender der für das Portal zuständigen Stiftung für Hochschulzulassung (ehemals ZVS) sagte. Im Gespräch war das Fach Psychologie. Doch Baden-Württemberg habe das abgelehnt, berichtete Josef Lange als Vertreter der Kultusministerkonferenz. Einige Unis wollten komplett aussteigen, was die Länder aber nicht zuließen.

Hätte das vorläufige Scheitern vermieden werden können? Kern des Problems ist, dass bei den meisten Hochschulen die bestehende Software nicht mit dem Zulassungssystem verbunden werden kann. 80 Prozent der Unisoftware betreibt die HIS. Deren Vertreter Sven Gutar gab zu, seine Einrichtung sei „gescheitert“, einen „Konnektor“ zwischen Zulassungsportal und Unisoftware zu entwickeln. HIS habe aber rechtzeitig auf Probleme aufmerksam gemacht. Dem widersprach Micha Teuscher: „Das ist sehr kurzfristig gewesen.“ Auch Stefan Jähnichen vom Berliner Fraunhofer Institut für Rechnerarchitektur, das die Entwicklung des Portals steuert, nannte die Kommunikation von HIS „schlecht“. Ob eine Privatisierung von HIS etwas bringen könnte, wie es Vertreter von Bund und Länder gefordert haben, wurde nicht diskutiert.

Die HIS-Konkurrenz umwarb Abgeordnete und Experten. Die Datenlotsen hätten eine Lösung geschaffen, mit der auch Unis mit der gängigen HIS-Software am Zulassungsportal teilnehmen könnten, sagte Sachse: „An der Software liegt es also nicht.“ Die Kosten für eine flächendeckende Ausstattung der Unis mit seiner Software bezifferte er auf 4,5 Millionen Euro. Jähnichen forderte einen „Masterplan für die Erneuerung der Hochschul-IT“. Die Software vieler Unis sei älter als 30 Jahre und auch sonst problemanfällig. Diese Erkenntnis dürfte Abiturienten kaum trösten, sie werden sich auf unabsehbare Zeit bei vielen Unis gleichzeitig bewerben müssen.

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