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Die Uni Erlangen-Nürnberg.

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Studienplatz gesucht: Last minute an die Uni

Wer auf der Suche nach einem Studienplatz eine Absage erhalten hat, muss nicht alle Hoffnung aufgeben. Es gibt immer noch mehrere Wege an die Universität: Etwa in NC-freien Fächern oder außerhalb Berlins.

Post von der Uni: Viele Bewerberinnen und Bewerber haben in Berlin bereits ihre Zulassungsbescheide fürs kommende Semester erhalten. Andere warten noch gespannt auf eine Zu- oder Absage. Bekanntlich ist es wegen der großen Konkurrenz gerade in der Hauptstadt schwer, einen Studienplatz in einem Numerus-Clausus-Fach zu bekommen. Zwar sind die Bewerbungszahlen ein wenig zurückgegangen – nicht nur wie berichtet in Berlin, sondern zum Beispiel auch für die Fächer, die die Stiftung für Hochschulzulassung (Ex-ZVS) noch bundesweit vergibt. Doch von Entspannung könne keine Rede sein, sagt Stiftungssprecher Bernhard Scheer: „Wenn für Medizin bei über 40 000 Bewerbungen 600 weniger eintreffen, ändert das am großen Bild nichts.“ – Wir geben Tipps, wie Bewerber in letzter Minute an einen Studienplatz kommen.

Aufs Nachrücken hoffen

Wer jetzt keine Zusage bekommen hat, muss nicht alle Hoffnung aufgeben. Den Hochschulen springen nämlich immer wieder Bewerber ab, und die frei werdenden Plätze besetzen sie dann mit „Nachrückern“. „Nicht zu unruhig werden und noch einen Moment abwarten“, empfiehlt daher Michael Kramp, Vizepräsident für Studium und Lehre der Beuth-Hochschule. An seiner Hochschule beginnen die Nachrückverfahren Ende August, andere wie die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) haben bereits diese Woche gestartet. Je nach Annahmeverhalten kann sich die Platzvergabe noch Wochen hinziehen. „Manchmal kommt der Zulassungsbescheid so spät, dass der Bewerber gar nicht mehr damit gerechnet hat“, sagt Claudia Cifire, Studienberaterin an der Technischen Universität.

Meistens können Bewerber online prüfen, wo sie in der Rangliste für ihr Fach stehen. Wer einen Platz nur ganz knapp verfehlt hat, sollte ruhig zu den bald startenden Einführungsveranstaltungen gehen, rät Cifire. Denn während man die wichtigsten Infos zum Studienstart nachträglich bei den Studienberatern einholen könne, gebe es keinen Ersatz für das erste Kennenlernen der Kommilitonen und Dozenten. „Ein Erstsemesterfrühstück findet eben nur einmal im Semester statt.“

Bei Losverfahren gewinnen

Bleiben ganz am Ende Studienplätze frei, werden sie von vielen Hochschulen verlost. Dabei können alle Studieninteressierten ihr Glück versuchen, auch die, die sich vorher nicht beworben hatten. Ab wann man sich fürs Losen anmelden kann und wie viele Plätze verteilt werden, ist von Uni zu Uni unterschiedlich. Aus kleineren Hochschulen ist manchmal der Tipp zu hören, ruhig telefonisch nach den Erfolgschancen zu fragen. Mündlich würden Studienberater durchaus durchblicken lassen, wie hoch die Aussicht auf einen Platz ist. Per Mail ist das dagegen ausgeschlossen, weil das bei einer potenziellen Studienplatzklage gegen eine Uni verwandt werden könne. Größere Hochschulen fürchten solche Nachfragen dagegen: Wegen des Andrangs wird die Verwaltung lahmgelegt.

Früh dran beim Losen ist die Uni Magdeburg: Schon jetzt kann man dort Anträge stellen, darunter für begehrte Fächer wie BWL und Kulturwissenschaften. Aus der BTU Cottbus-Senftenberg heißt es, ab dem 1. September starte das Verfahren für BWL, Architektur und Stadtplanung. Die drei großen Berliner Universitäten können dagegen noch nicht absehen, was in den Lostopf kommt, hier dauert es bis mindestens Mitte September. „Manchmal bleibt auch gar nichts übrig“, sagt TU-Studienberaterin Claudia Cifire. Einen Überblick über freie Studienplätze gibt ab dem 1. September die Internet-Börse der Hochschulrektorenkonferenz (www.hochschulkompass.de/studienplatzboerse.html). Ein Anlaufpunkt könnte zudem Hochschulstart.de sein, das langsam anlaufende bundesweite Portal für die Studienbewerbung. Hier können sich Bewerber zentral für bis zu 12 Verlosungen anmelden, was die Organisation einfacher macht.

Ein NC-freies Fach suchen

Mit weniger Zittern geht es auch jetzt noch an die Uni, wenn sich Abiturienten in ein Fach ohne NC einschreiben. Der Notenschnitt spielt dann nämlich keine Rolle. Das Angebot ist in Berlin deutlich größer geworden. Die Hürde NC wurde vor allem vor kleineren Fächern wie Chemie, Wirtschaftsmathematik oder Elektrotechnik an der TU oder Frankreichstudien und Italienstudien sowie Altertumswissenschaften an der FU abgebaut. Die Beuth-Hochschule bietet Fächer wie Landschaftsarchitektur oder Mechatronik ohne Zulassungsbeschränkung an.

Lohnt es sich, in einem NC-freien Fach „zwischenzuparken“ und darauf zu spekulieren, so später leichter in das Wunschfach quer einzusteigen? Davon halten Studienberater wenig. Nachgefragte Fächer seien auch in höheren Semestern mit einem NC belegt, der Einstieg also genauso schwierig, sagt Claudia Cifire. Beim Einstieg in höhere Fachsemester haben zudem die Studierenden Vorrang, die von einer anderen Uni kommen, ihr Fach an sich aber behalten wollen. „Da steht man als Fachwechsler in der zweiten Reihe.“

Achtung: Die Einschreibefrist variiert für NC-freie Fächer. Für die HU endet die Frist am 31. August, für die FU am 8. September, für die TU am 15. September. Die HU will mit dem frühen Fristende sicherstellen, dass „alle Studierenden pünktlich zum Semesterstart ihren Ausweis, insbesondere das Semesterticket, erhalten“, wie Steffan Baron, Leiter der Studienabteilung, sagt. Anderswo können sich Studienanfänger dagegen bis kurz vor Semesterstart immatrikulieren.

In eine andere Stadt ziehen

Jenseits von Berlin ist es oft deutlich leichter, ein NC-freies Fach zu finden: „Was hier ein knappes Gut ist, ist woanders gut zu haben“, sagt Cifire. Für technisch Interessierte bietet sich zum Beispiel nicht nur die BTU Cottbus an, sondern auch die Uni Magdeburg und die TU Braunschweig: Dort sind die in Berlin besonders nachgefragten Fächer Wirtschaftsingenieurwesen und Maschinenbau zulassungsfrei. Beliebte Geisteswissenschaften wie Germanistik oder Geschichte sind in Halle und Göttingen unbeschränkt belegbar. Auch in Niedersachsen müssen Studierende jetzt übrigens keine Studiengebühren mehr zahlen: Das Land schafft diese als letztes in Deutschland zum Wintersemester wieder ab.

Während ostdeutsche Hochschulen seit Jahren für sich werben, dürfte unter Berliner Abiturienten weniger bekannt sein, dass sie ebenso an Unis in Bayern viele NC-freie Fächer finden. Ob Jura, Politik oder wichtige Lehrämter: Auch in Würzburg, Regensburg, Erlangen und Bayreuth kann man sich unabhängig von der Note für viele Fächer einschreiben, für die man in Berlin oft einen Abischnitt von besser als 2,0 mitbringen muss.

Mit Wartesemestern an die Uni

Einige Plätze vergeben Hochschulen nach Wartezeit. Bewerber könnten es also in den kommenden Semestern erneut versuchen. Für manche Fächer ist aber viel Geduld nötig. An der FU und an der HU mussten Bewerber im vergangenen Jahr für Grundschulpädagogik 16 Semester Wartezeit mitbringen, für Psychologie ebenfalls 16 (FU) beziehungsweise 15 (HU). Als Wartezeit zählt jedes Halbjahr ab Ausstellung des Abizeugnisses. Wer Wartesemester sammeln will, darf sich in der Zwischenzeit nicht anderswo einschreiben – auch das ein Grund, der gegen die Aufnahme eines „Parkstudiums“ spricht.

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