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Superuni: Berlins Linke skeptisch

Das Thema Superuni ist nach wie vor nicht vom Tisch: Die Fraktion will Alternativen diskutieren, die Linke rechnet mit Spannungen in der Koalition.

In Berlins Linker gibt es Widerstand gegen die von Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) geplante Superuni. Die Landes-Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftspolitik der Partei hält die gesamte Idee für äußerst fragwürdig. So sei unklar, wie verhindert werden soll, dass das von Zöllner unter dem Arbeitstitel „International Forum for Advanced Studies (IFAS)“ geplante Institut für die Spitzenforschung nicht die Reputation seiner Muttereinrichtungen, der vier Berliner Universitäten, schwäche. Schließlich entziehe es den Universitäten Forschungsleistung, heißt es in dem Papier, das die Diskussionsgrundlage für die Fraktion bilden soll.

Im Ifas sollen nach dem Willen des Senators besonders leistungsstarke Forscher der Universitäten unter deutlich besseren Bedingungen forschen können. In der Forschung geschwächt würden die Universitäten nach Meinung der AG der Linken auch, wenn die Superuni wie von Zöllner gewünscht das Promotionsrecht bekommen sollte. Wenn eine „nicht unbedeutende Anzahl an Promotionen aus den Universitäten abgezogen“ werde, schwäche dies „die Innovationfähigkeit und die Reproduktionsfähigkeit der Muttereinrichtungen“.

Auch werde sich „automatisch die Situation an den Muttereinrichtungen in der Lehre verschlechtern“. Wenn Wissenschaftler aus den vier Universitäten Berlins mit deutlich niedrigerer Lehrverpflichtung in die Superuni berufen würden, werde das zu einem „Einbruch der Kapazitäten an den Universitäten“ führen. Wie dieser aufgefangen werde solle und wie erreicht werden könne, dass „die guten Forscher weiterhin auch in entsprechendem Umfang ihre Kenntnisse in der Lehre weitergeben“, sei unklar. Die AG stört sich auch daran, dass es an der Superuni die an den Hochschulen geltenden Mitspracherechte der Angehörigen nicht geben soll.

Statt eine neue Einrichtung zu gründen solle Zöllner mit Mitteln aus dem Masterplan lieber weitere Kooperationsprojekte der Unis mit außeruniversitären Einrichtungen initiieren, „etwa durch einen Landesfonds für gemeinsame forschungsorientierte Master- und Promotionsprogramme“. Alle beteiligten Wissenschaftler müssten dabei in die universitäre Lehre einbezogen werden. Der Masterplan solle auch „forschungsgebundene Studienprogramme“ finanzieren „und gerade den nicht in der Säule Zukunftskonzept des Exzellenzwettbewerbs erfolgreichen Universitäten einen Anreiz zur Profilierung im Bereich der grundständigen Lehre setzen“. Um das Wissenschaftsmarketing zu verbessern, solle der Senat die wissenschaftlichen Einrichtungen Berlins zur Kooperation verpflichten, etwa zu einer gemeinsamen Internetpräsenz oder zu Börsen für Studierende und Wissenschaftler. Die strategische Forschungsplanung für Berlin, die der Senator der Superuni übertragen will, hält die AG ebenfalls für fragwürdig: „Wie will das Land seine Verantwortung als Haushaltsgesetzgeber im Bereich Forschung wahrnehmen und weitere Akteure einbinden?“, fragt die Gruppe und schlägt vor, „die strategische Forschungsplanung als breiten Diskussionsprozess im Rahmen der Vertragsverhandlungen über die Hochschulverträge einschließlich der Strukturplanung zu etablieren“. Ergänzend dazu könne ein Expertengremium des Abgeordnetenhauses Empfehlungen abgeben.

Die Fraktion werde das Papier Ende April gemeinsam mit Knackpunkten des angekündigten neuen Berliner Hochschulgesetzes diskutieren, sagte Wolfgang Albers, wissenschaftspolitischer Sprecher der Linken-Fraktion im Abgeordnetenhaus, auf Anfrage. Spannungen innerhalb der Koalition seien dann durchaus möglich. akü

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