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Auf dem TU-Campus. Studierende vor dem Hauptgebäude auf der Straße des 17. Juni. Im Vordergrund steht eine Siemens-Statue.

© Ulrich Dahl/Technische Universität

Technische Universität Berlin: Eine Uni in Schwierigkeiten

Die TU Berlin verliert ihre Erste Vizepräsidentin - und Experten fordern mehr Macht fürs Kuratorium. Es gebe "erhebliche Abstimmungsprobleme" innerhalb der Uni, heißt es.

Die Erste Vizepräsidentin der Technischen Universität Berlin, Ulrike Woggon, tritt nach nur einjähriger Amtszeit zurück. Woggon verkündete ihren Entschluss am Ende einer gemeinsamen Sitzung von Kuratorium und Akademischem Senat (AS) am Freitag. Woggon war im Präsidium für das Ressort Forschung zuständig. Bis zur Wahl einer Nachfolgerin oder eines Nachfolgers, die vermutlich im Herbst stattfindet, werde Woggon die Amtsgeschäfte führen, teilte die TU mit. Als eine Reaktion auf das Abschneiden der TU in der Exzellenzinitiative – die Uni war jüngst mit allen Projekten in der Vorrunde gescheitert – will die TU den Rücktritt aber nicht verstanden wissen. Vielmehr werden in einer TU-Erklärung „persönliche Gründe“ für den Rückzug genannt. Die Physikerin Woggon war 2008 aus Dortmund nach Berlin gekommen. Sie war eine Wunschkandidatin des TU-Präsidenten Jörg Steinbach, der sie vor seiner Wahl in sein Vizepräsidententeam aufgenommen hatte.

Dass es mit den Entscheidungsprozessen der TU grundsätzlich nicht immer zum Besten steht, war zuvor in der gemeinsamen Sitzung der Gremien klar geworden. Dort stellte die Hochschulforscherin Aylâ Neusel als Vorsitzende einer Evaluationskommission eine Untersuchung der seit 2006 gültigen Grundordnung der TU vor. Zwar habe die TU damit die „Grundlage für eine moderne und wettbewerbsfähige Hochschulstruktur“ geschaffen, was von den Unimitgliedern gut akzeptiert werde, sagte Neusel. Auch sei die Autonomie der TU gewachsen.

Die für die Evaluation befragten Unimitglieder hätten aber teilweise große Kritik an den zentralen Unigremien geübt. Es gebe „erhebliche Kommunikations- und Abstimmungsprobleme“ innerhalb der TU. Das gelte für die Zusammenarbeit von Präsidium, Kuratorium und AS genauso wie für die Zusammenarbeit der zentralen Gremien mit den Fakultäten. Mehrere Unimitglieder hätten sich über eine „politische Blockbildung“ zumal im AS beklagt, die Entscheidungen behindere. Nach Ansicht der Fakultäten verzögere das die Berufung von Professoren wie die Umsetzung neuer Studienordnungen, heißt es in dem Kommissionsbericht. Für ihre Evaluation hatte die Kommission gut 70 Unimitglieder online befragt und 20 Einzelinterviews geführt.

Die TU hatte 2006 als letzte Berliner Uni eine Reformsatzung beschlossen, die die Rolle des Präsidenten stärkte und das Kuratorium in Richtung eines Aufsichtsrates entwickelte. Die Kommission unter Neusels Leitung schlägt vor, die Satzung weiter zu ändern. Insgesamt müssten die Aufgaben der Gremien stärker voneinander abgegrenzt werden. Dabei solle die Macht des Kuratoriums ausgebaut werden. Wie an vielen westdeutschen Unis üblich, soll das Gremium künftig den Präsidenten und seine Vizes wählen und mehr als bisher über die strategische Ausrichtung der TU entscheiden. Künftig solle das Kuratorium nur noch mit externen Mitgliedern besetzt werden. In der anschließenden Diskussion riefen die Vorschläge teilweise scharfe Kritik hervor. Präsident Steinbach will jetzt eine Arbeitsgruppe für mögliche Satzungsänderungen einsetzen.

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