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Theresienstadt-Ausstellung an der TU: Die Mädchen von Zimmer 28

Wie Kinder sich in Theresienstadt organisierten, wird jetzt an der TU Berlin gezeigt. „Zimmer 28“ symbolisiert die Schrecken der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik, denen auch zahllose Kinder ausgesetzt waren.

Helga Pollak, eine 13-jährige Wienerin im tschechischen Exil, notierte am 17. Januar 1943 in ihrem Tagebuch: „Ich muss morgen früh aufstehen. Ich liege angezogen, denn ich habe nichts mehr zum zudecken.“ Es war der Abend bevor sie in das Sammel- und Durchgangslager Theresienstadt verschleppt wurde. Helga kam in Zimmer 28 des Mädchenheims, 30 Quadratmeter mit dreistöckigen Pritschen, in dem 30 Mädchen im Alter von 12 bis 14 Jahren lebten. Den „Mädchen von Zimmer 28“ ist eine kleine Ausstellung gewidmet, die auf Initiative des Asta der Technischen Universität Berlin bis 30. Mai im TU-Hauptgebäude zu sehen ist. Gezeigt wird auch ein Nachbau des Zimmers.

„Zimmer 28“ symbolisiert die Schrecken der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik, denen auch zahllose Kinder ausgesetzt waren, zugleich aber die Kraft von Gemeinschaft und Freundschaft. Denn obwohl die auf engstem Raum zusammengezwungene Gruppe ständig durch Transporte in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau zerrissen wurde, bildete sich ein Freundschaftsbund. Diese „ schützende Insel“ begründeten die Mädchen gemeinsam mit ihren Betreuerinnen, Häftlinge wie sie. Das Motto ihres „Maagal“ (Hebräisch für Kreis) spricht von der Suche nach Halt inmitten des Grauens: „Du glaubst mir, ich glaube dir. Du weißt, was ich weiß. Was immer kommen mag, du verrätst mich nicht, ich verrate dich nicht.“

Heimlich wurden die Mädchen von inhaftierten Lehrerinnen unterrichtet. An den Wänden des Zimmer-Nachbaus hängen Kollagen und Aquarelle, die von der Anleitung durch Künstlerinnen wie Friedl Dicker-Brandeis zeugen. Auch in der Kinderoper Brundibár, komponiert von Theresienstädter Häftlingen, wirkten einige der Mädchen mit.

Von den rund 60 Bewohnerinnen des „Zimmers 28“ haben nur 15 überlebt. Nach dem Krieg nahmen sie untereinander Kontakt auf, durch die deutsche Autorin Hannelore Brenner-Wonschik wurde ihr Schicksal hierzulande bekannt. Brenner-Wonschik schrieb ein Buch über die „Mädchen von Zimmer 28“ (2004) und ist auch Kuratorin der Wanderausstellung, die jetzt an der TU zu sehen ist. Der von ihr gegründete Verein „Room 28“ ruft jetzt ein Bildungsprojekt für Schüler ins Leben, das am 10. Mai in der Botschaft der Tschechischen Republik vorgestellt wird.

Eine der Überlebenden ist Helga Pollak-Kinsky. Sie unterstützt das Bildungsprojekt und wird am 12. Mai in der Universität der Künste aus ihrem Tagebuch lesen.

Bis 30. Mai im Lichthof des TU-Hauptgebäudes, Straße des 17. Juni 135; Zimmernachbau bis 22. Mai in Raum H 2035. Der Asta begleitet die Ausstellung mit Filmen und Vorträgen (Informationen unter: www.asta.tu-berlin.de). Kontakt zum Room 28-Bildungsprojekt: 030-6918395.

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